Von elisabeth Kimmerle |WestallgäuKaumetwas prägt das Landschaftsbild im Westallgäu so wie das Braunvieh. Bei vielen gelten die behäbig auf grünen Hügeln grasenden Allgäuer Kühe gar als die schönsten ihrer Art. Ein Erlebnis der besonderen Art ist der alljährliche Almabtrieb, bei dem die Tiere, die den Sommer auf der Alm verbracht haben, ins Dorf zurückkehren. Damit der gemeine Viehscheid-Besucher sich in knapp vier Wochen nicht blamiert, sei hier zur Auffrischung Wissenswertes rund ums Rind zusammengetragen.
Kälber sind Jungtiere beiderlei Geschlechts bis zu einem Jahr. Bei der Geburt wiegt ein Kalb zwischen 35 und 45 Kilogramm.
Schumpen wird im Allgäu das weibliche Jungvieh genannt, also Tiere, die noch nicht gekalbt haben. Männliche Jungtiere werden allgäuerisch als "Molle" bezeichnet.
Kühe sind weibliche Rinder, die bereits ein Kalb bekommen haben. "Im Alter von 18 bis 20 Monaten werden sie das erste Mal gedeckt", klärt Herbert Mader, Alpmeister der Weidegenossenschaft Maierhöfen, auf. Weil eine Kuh nur Milch gibt, wenn sie gekalbt hat, wird sie jedes Jahr aufs Neue besamt.
Einmal ausgewachsen, ist die Kuh ein stattliches Tier: Bis zu 900 Kilogramm bringt sie auf die Waage - kein Wunder bei der Menge, die sie jeden Tag vertilgt: Allein 60 bis 80 Liter Wasser und rund 50 Kilogramm Futter stehen jeden Tag auf ihrem Speiseplan.
Stiere sind geschlechtsreife männliche Rinder. Sie werden auf Westallgäuer Höfen immer seltener gehalten, weil die Landwirte bei der künstlichen Befruchtung hochwertige Zuchtbullen gezielter einsetzen können. Bei nur einem Stier auf dem Hof sei es unmöglich, "das Beste aus den Kühen herauszuholen", wie Herbert Mader erklärt.
Zuchtbullen vollbringen laut Konrad Bischof von der Rinderbesamungsgenossenschaft Memmingen eine stolze Lebensleistung: 40000 Kälber habe ein Spitzenstier schon gezeugt - wovon er freilich nicht viel mitbekommen hat.
Ochsen hingegen, also kastrierte Stiere, "haben die Freude am Leben verloren", meint Herbert Mader augenzwinkernd. Früher als Arbeitstiere genutzt, werden sie heute allein wegen ihres Fleisches gezüchtet. Anders als Stiere sind sie umgänglich und setzen schnell Fett an, weil sie aufgrund der Hormonumstellung mehr fressen als unkastrierte Bullen.
Viehscheide im Westallgäu finden heuer am Freitag, 12. September, in Oberstaufen und am Samstag, 13. September, in Maierhöfen statt. Für den Almabtrieb in Mittelhofen steht noch kein Termin fest.