Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Oberstdorf/Fischen: Bund Naturschutz fordert 100 Euro Parkgebühr für Tagesgäste

Verkehr

Oberstdorf/Fischen: Bund Naturschutz fordert 100 Euro Parkgebühr für Tagesgäste

    • |
    • |
    Keine Frage: Der Berg- und Wanderboom führt dazu, dass immer mehr Autos auch in kleinen Tälern unterwegs sind. Doch die Forderung des Bundes Naturschutz nach einer Parkgebühr von 100 Euro für Tagesgäste hat viel Kritik ausgelöst. (Symbolbild)
    Keine Frage: Der Berg- und Wanderboom führt dazu, dass immer mehr Autos auch in kleinen Tälern unterwegs sind. Doch die Forderung des Bundes Naturschutz nach einer Parkgebühr von 100 Euro für Tagesgäste hat viel Kritik ausgelöst. (Symbolbild) Foto: Matthias Becker

    Die Ortsgruppe Oberstdorf/Fischen des Bundes Naturschutz (BUND) hat gefordert, die Parkgebühr für Tagesgäste drastisch auf 100 Euro anzuheben. Derzeit bezahlen Autofahrer auf den meisten Parkplätzen im Raum Oberstdorf vier bis sechs Euro pro Tag. „Der Tagesgast bringt so gut wie keine Wertschöpfung für die Region und das gilt besonders für Berggemeinden wie Oberstdorf und Fischen“, sagte BUND-Ortsvorsitzender Michael Finger. Auf der anderen Seite zahle der Übernachtungsgast etwa 80 Euro pro Nacht und finanziere damit den Hotelbetrieb, das Personal, Handwerker und kommunale Infrastruktur. Dazu gehörten beispielsweise Wege oder Veranstaltungen. Im Gespräch mit unserer Zeitung schilderte Finger, die massive Verkehrslawine im Allgäu an Wochenenden sei in den vergangenen Jahren noch viel stärker als zuvor ins Rollen gekommen. So würden im Bereich der B 19 im Oberstdorfer Norden an Samstagen inzwischen im 24-Stunden-Schnitt 20.000 Fahrzeuge gezählt. Finger: „Da wird deutlich, wie Overtourism aussieht.“ Finger sagte, Dauergäste sollten weiterhin nur die reguläre Tagesparkgebühr zahlen. Einheimischen empfiehlt er, mit Bahn oder Bus anzureisen, um sich die hohen Parkgebühren in Oberstdorf zu sparen. „Der Effekt wäre, dass weniger, aber bewusster agierende Tagesgäste kommen würden.“ Den durch die massiven Parkgebühren erwirtschafteten Mehrerlös würde der örtliche BUND-Vorsitzende in den alpinen Wegebau, in den Naturschutz und gemeindliche Projekte stecken. „Und frei werdender Boden könnte anstatt für Parkplätze für den Wohnungsbau verwendet werden.“ FDP: „Eine Frechheit“ Auf scharfe Kritik stieß der Vorstoß Fingers bei der Oberallgäuer FDP. Der Oberstdorfer Ortsvorsitzende Oliver Schwarz sagte, der Vorschlag sei „an Frechheit gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern kaum zu überbieten“. Sein Fazit: „Das wäre der Tod für viele Einzelhändler und Gewerbetreibende im Ort.“ Der Kreisvorsitzende der FDP im Oberallgäu, Michael Käser, sagte: „Die Problematik muss durch ein besseres Angebot an innovativen Konzepten für den öffentlichen Personennahverkehr gelöst werden und nicht mit drakonischen Parkplatzgebühren.“ Auch Käser warnte davor, mit der Wirtschaftsfähigkeit der Gemeinde und der Existenz von Gewerbetreibenden zu spielen. Seinem Vorschlag hätten Gemeinderäte „mit Interesse zugehört“, sagte dagegen Finger. Auf die Frage unserer Zeitung, ob 100 Euro nicht überzogen seien, antwortete er: „Wenn man sich das Produkt anschaut, dann ist das fast noch zu wenig.“ Mit dem „Produkt“ meint er insbesondere die schöne Bergwelt. Michael Finger sitzt auch für die ÖDP im Oberallgäuer Kreistag. Über 100 Euro Parkgebühr zu diskutieren, sei unsinnig, bewertete der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz (CSU) den Vorschlag. Das Allgäu sei auch auf Tagesgäste angewiesen. Notwendig sei ein Ausbau des ÖPNV, sagte der Landrat. Bernhard Joachim, Geschäftsführer der auch für den Tourismus zuständigen Allgäu GmbH, hält nach eigenen Worten eine Parkgebühr von 100 Euro für Tagesgäste für „völlig überzogen“. Generell sei es aber richtig, an Wanderparkplätzen Geld zu verlangen, um Anreize für umweltfreundlichere Anreisemöglichkeiten zu schaffen. Wo seiner Meinung nach die Obergrenze für ein Tagesticket liegt? „Es sollten nicht mehr als zehn Euro sein“, findet Touristiker Joachim.

    Zu viel Tourismus im Allgäu? Eine Frage der Wahrnehmung

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden