Nach Ölofen-Explosion: Umzug ins Kurmittelhaus und ins Postgebäude - Sanierung oder Neubau Von Peter Schwarz Oberstdorf. Marktplatz 2, Oberstdorf - diese Adresse für die Gemeindeverwaltung stimmt nicht mehr. In den letzten Tagen hat ein Exodus aus dem angestammten Rathaus gleich neben der Pfarrkirche stattgefunden. Drei Dutzend Bedienstete sind bereit samt Akten und Mobiliar umgezogen. Ein im April explodierter Ölofen hat als Langzeitfolge die Evakuierung verursacht. Prinzenstraße 4 a, Oberstdorf - so lautet nun fürs Erste die neue Anschrift von Gemeindeverwaltungs-Referaten, die bislang im Neuen Rathaus am Marktplatz untergebracht waren. Doch die nach dem großen Brand von 1865 errichtete Schule, die 1908 zum Rathaus umfunktioniert wurde, sieht seit vielen Jahren ziemlich alt aus. Vorläufiger Höhepunkt beim Niedergang der kommunalen Steuerungszentrale: Im April flog ein Heizkörper in die Luft (wir berichteten). Wie ein Vulkan spuckte der defekte Einzelofen - eine Zentralheizung gibt es im Rathaus bis auf den heutigen Tag nicht - Ruß und Asche durch Ritzen, Schlüssellöcher und Kabelschächte in alle Etagen; es war nicht das erste Versagen der Nachkriegs-Wärmetechnik. Die Amtsstuben im Epizentrum des großen Knalls gleichen seitdem schwarzen Löchern. Gemeindebedienstete klagen seit der Verpuffung zunehmend über gesundheitliche Probleme; einige meldeten sich krank.
Atemwegserkrankungen hat es schon früher nach ähnlichen Ölofen-Defekten und auf Grund der verfallenen Bausubstanz (undichte Fenster) gegeben. Krebs erregend?In einem Büro im Zweiten Obergeschoss sind heute noch Ausdünstungen einer öldurchtränkten Wand zu riechen, obwohl die Ursache acht Jahre zurückliegt. Stellungnahmen der Betriebsärztin (Die Krebs erregende Wirkung des Rußes ist äußerst ernst zu nehmen) und des Sicherheitsingenieurs haben letztlich den Gemeinderat dazu gebracht, nach einer Interimslösung für das Rathaus Ausschau zu halten. Das Anwesen Marktplatz 2 könne jedenfalls nicht mehr als Arbeitsplatz zugemutet werden, sah das Gremium ein, das Jahre lang einen Rathaus-Neubau immer wieder aus Kostengründen zurückgestellt hatte. Rund 50000 Mark (EDV-Leitungen , Telefonkabel etc) kostet es laut Vize-Bürgermeister Toni Huber, damit die Gemeindebediensteten bis auf Weiteres im 1. Obergeschoss des Kurmittelhauses neben dem Kurhaus arbeiten können. Im Gebäude der Kur- und Verkehrsbetriebe AG muss man nun Miete zahlen. In der zweiten Filiale der Gemeindever- waltung, der Post am Bahnhofplatz, rückten die bisher schon vorhandenen Bediensteten etwas enger zusammen und machten Platz für Kolleginnen und Kollegen aus dem verrußten Rathaus. In den vergangenen Tagen haben sich alle in den Ausweichquartieren eingerichtet. Aber es wird dauern, bis sämtliche Dienststellen wieder uneingeschränkt zu den gewohnten Dienstzeiten den Bürgern voll und ganz zur Verfügung stehen. Den Aufgaben einer modernen Verwaltung sei das Rathaus schon seit Jahren nicht mehr gerecht geworden, gestand 2. Bürgermeister und Urlaubsvertreter Huber ein, der am Freitag zusammen mit Sekretärin und Standesamt als Einzige noch im ölgeschädigten Bau ausharrte. Kann das Gebäude noch saniert werden oder muss endlich ein Neubau her? Auf jeden Fall will es der Personalrat als Interessenvertretung der Bediensteten nicht hinnehmen, dass aus dem Provisorium womöglich ein Dauerzustand wird. Personalrats-Vorsitzender Roland Hiltensperger: D