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Oberdorfer Publikum feiert das Arcis-Quintett

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Oberdorfer Publikum feiert das Arcis-Quintett

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    Von Peter Steinbach, Marktoberdorf - Vor elf Jahren debütierte im Rathaussaal ein Ensemble, das sich 'Arcis-Quintett' nannte. Am vergangenen Samstagabend gab es ein Wiedersehen mit dieser mittlerweile berühmt gewordenen Kammermusikvereinigung für Holzbläser. Für diesen Qualitätsanspruch sprechen bedeutende nationale und internationale Preise, von denen nur der Bayerische Staatsförderpreis, mehrfache erste Plätze bei 'Jeunesses musicales' und vor allem der Internationale Musikwettbewerb der ARD genannt sein sollen. Mit einer gelungenen Mischung aus Klassik und Moderne wurde das Quintett im recht gut besuchten Rathaussaal herzlich gefeiert. Seit dem Gründungsjahr 1985 hat sich an der Besetzung nichts geändert. Nach wie vor spielen Andrea Lieberknecht (Flöte), Bernhard Heinrichs (Oboe), Harald Harrer (Klarinette), Franz Draxinger (Horn) und Gabriele Rheineck (Fagott). Natürlich spielt das Ensemble nicht ständig zusammen. Längst haben alle fünf Mitglieder Aufnahme in großen Orchestern gefunden und üben Dozententätigkeiten an Musikhochschulen aus. München, Augsburg, Hannover, Zürich - es sei, wie Klarinettist Harald Harrer versicherte, nicht leicht, das Quintett zu Arbeitsphasen zu vereinen. Irgendwie habe es aber immer geklappt und nach Harrers Worten haben sich sich die Musiker riesig gefreut, eine neue Tournee von Marktoberdorf aus zu beginnen, dem Ort, wo auf dem Schlossberg in der Musikakademie für den späteren Erfolg hingearbeitet wurde. In der Meisterklasse ihres Dozenten und Mentors Professor Karl Kolbinger verbrachten sie dort manche Intensivkurse. Der Name des Quintetts leitet sich im Übrigen von der Arcisstraße in München ab, wo sich auch die Musikhochschule befindet und wo damals alles anfing.

    Romantisches Werk am Beginn Das Konzert wurde eröffnet mit dem Quintett D-Dur des böhmischen Komponisten und Musikpädagogen Anton Reicha. Das hübsche viersätzige Werk kann man der Frühromantik zuordnen. Es besitzt ein bemerkenswert lebhaftes Menuett im Wechselspiel der Instrumente, in seinem Tempo 'Allegro vivo' schon eher an ein Scherzo gemahnend. Dem Andante F-Dur für eine Orgelwalze von W. A. Mozart hört man nicht an, dass seine Entstehung eher einer lästigen Pflichterfüllung galt. Vermutlich aus permanenter finanzieller Not geboren, merkt man auch hier den unübertroffenen Meister. Die 'kleine Kammermusik für fünf Bläser' von Paul Hindemith ist ein besonders schönes Beispiel, die Klangcharakteristik der verschiedenen Instrumente zu dokumentieren. Eigentlich waren es deren sechs, denn Flötistin Lieberknecht griff auch mal zum Piccolo. Zumindest ungewöhnlich die Tempobezeichnungen in Notenwerten. Mag sein, dass Paul Taffanel zu seiner Zeit ein bekannter Flötenvirtuose in Frankreich war, im deutschen Sprachraum ist er so gut wie unbekannt geblieben. Sein romantisches Quintett in g-Moll ist recht anspruchsvoll und lässt den Solisten breiten Raum, ihre wunderbare Phrasierung hervorzuheben. Das 'Opus Number Zoo' von Luciano Berio ist eine musikalisch-verbale Groteske, bei der einige Tiere die Hauptrolle spielen. Mit beachtlichem Komödiantentum, mimischer Darstellungskunst war es ein lustiger, heftig applaudierter Abschluss. Als Zugabe eines der 'Trois pi&po_143;ces' von Jaques Ibert. Auch wenn man instrumentale Technik, Virtuosität und künstlerische Reife beim Arcis-Quintett voraussetzen kann, bleibt doch Erstaunen und Bewunderung, mit welcher Präzision, mit welch sicherem Gefühl für Übergänge, Tempi und dem steten Wechsel innerhalb der Instrumente die Musiker an ihre Aufgabe herangehen. Das gerade auch deshalb, weil sie eben doch nur sporadisch miteinander spielen. Der schon beim erstmaligen Gastspiel zitierte Satz, dass es 'wie ein Kopf und ein Instrument' sei, hat nichts von seiner Aktualität verloren. Ein selten schöner kammermusikalischer Abend.

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