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Oberallgäuer Lehrer klagen: Freistaat verstößt gegen Fürsorgepflicht

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Oberallgäuer Lehrer klagen: Freistaat verstößt gegen Fürsorgepflicht

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    Immenstadt-Stein/Oberallgäu | mm | Für Empörung sorgten die Schilderungen zweier junger Grundschullehrerinnen, Mareike Fischer (sie unterrichtet eine zweite Klasse in Oberstdorf) und Marion Heller aus Immenstadt (erste Klasse an der Königsegg-Grundschule), bei der Mitgliederversammlung des Kreisverbandes des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes Oberallgäu (BLLV) in Stein.

    Da es an allen Ecken und Enden an Hauptschullehrern fehle, müsse etwa Marion Heller für zehn Unterrichtsstunden von Immenstadt zur Hauptschule Sonthofen wechseln. Dass ihre Erstklässler auch nach der letzten Stunde noch Betreuung bräuchten interessiere nicht - ihre Lehrerin hetze bereits nach Sonthofen, um dort die fehlenden Hauptschul-Lehrerstunden auszugleichen. Sie arbeite täglich am Limit, so die Grundschullehrerin.

    Ähnlich ergeht es nach ihrer Schilderung Mareike Fischer aus Oberstdorf, die von ihren 29 Unterrichtsstunden nur 17 in ihrer zweiten Klasse halten könne. Für die anderen zwölf Stunden wechsle sie in die Hauptschule.

    Woher diese Missstände im Volksschulbereich kommen, erläuterten Rektor Paul Mögele von der Volksschule Weitnau und Rektor Roland von Bressensdorf von der Hauptschule Sonthofen. Die Zuteilung von Lehrerstunden falle in den Grund- und Hauptschulen immer geringer aus. Mit diesem knappen Korsett seien Förderstunden und Arbeitsgemeinschaften in der Grundschule zusammengestrichen worden, damit leide das Klassenlehrerprinzip.

    Die so 'gewonnenen Stunden' müssten von den Grundschullehrern in Hauptschulen gehalten werden. Was bei Schulversuchen mit Ganztagsschulen an Stunden benötigt werde, werde den anderen Schulen gekürzt. Die Schulversuche gingen zu Lasten der übrigen Volksschulen, da ja alles kostenneutral bleiben müsse, so Mögele.

    Lehrer werden 'verheizt'

    Von Bressensdorf habe noch wenige Tage vor Schulbeginn nicht gewusst, wie er den Schulbetrieb organisieren sollte. Fachlehrer müssten mit anderen Schulen geteilt, Grundschullehrer aus Blaichach oder Rieden so eingeplant werden, dass sie auch den Pendelverkehr in der Praxis durchführen können. Sie würden im Alltag 'verheizt', individuelles Fördern sei unmöglich geworden und sein Stundenplan sei nur noch ein 'Herumtricksen'. Die groß verkündete Hauptschul-Initiative bestehe nur aus einer Notversorgung mit einem Minimum an Stunden. Der bayerische Staat müsse hier endlich Geld in die Hand nehmen.

    Kreisvorsitzender Herbert Sedlmaier kritisierte die Beschönigung der tatsächlichen Situation: Bayerische Staatsregierung und Kultusministerium verschlössen hier die Augen. Grund für den Lehrermangel: Volksschullehrer hätten die geringsten Gehälter, die schwierigsten Erziehungsfelder und keine Beförderungsämter. Studenten nehme dies jede Perspektive.

    'Stümperhafte Zuweisung'

    Laut BLLV-Bezirksvorsitzendem Wolfgang Knoll verstößt die Art, wie in Bayern mit Lehrern umgegangen werde, gegen die Fürsorgepflicht. Zum Teil könnten die Lehrer nicht einmal mehr eine Pause machen, weil sie bereits zur nächsten Schule unterwegs seien. Die professionelle Arbeit an den Schulen werde durch die 'stümperhafte Lehrerzuweisungen' durch Schulämter, Regierung und Kultusministerium zunichte gemacht.

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