Von Christian Gögler |IrseeIn seiner Funktion als Heimatschutzbeauftragter (und Experte für originäre Ausdrucksformen) einer Kommission beleuchtet Ottfried Fischer das Thema "Heimat" von vielen Seiten. Nicht eine verklärende Kitschversion, wie sie in Catarina Valentes Schlager "Wo meine Sonne scheint" vorkommt, hat er bei seinem erst dritten Kabarett-Programm im Sinn. Nicht den "blödkonservativen" Heimatbegriff, sondern einen "wertkonservativen". Und der, das sagt Fischer in ganz einfachen Worten, liege "dort, wos Gfui is".
Wer das verinnerlicht hat, der bräuchte sich eigentlich die folgenden hoch intellektuellen Ausführungen Fischers vor 320 Zuhörern im Rundzelt in der Irseer Dorfmitte nicht mehr antun. Sollte er aber, denn die habens in sich. Anhand von Platons Höhlengleichnis versucht Fischer dabei, den Musikantenstadl zu erklären. Soweit die Theorie. Er überlegt weiter: "Die einzige Chance, mit der Volksmusik fertig zu werden, ist das Strafrecht". Volksmusik sei Täuschungshandlung, denn sie gebe vor, echtes Gefühl zu vermitteln an zahlende Konsumenten, die so finanziell geschädigt würden. Ein Bundesheimatschutzgesetz muss her.
Äußerlich stämmig und behäbig, ist Fischer geistig ungeheuer wendig. Durch seine Bühnenfigur, den eifrigen Heimatbeschützer, seziert und sticht er mit sprachlich scharfem Skalpell. Parteien aller Couleur kommen dran, die Kirche und die Wirtschaft, Derrick und Tom Cruise. Dann singt Fischer gar und parodiert Schröder und Strauß.
Gewaltiges Text-Programm
Ein gewaltiges textliches Pensum, das er sich selbst auferlegt hat, arbeitet der 54-Jährige in atemberaubender Geschwindigkeit ab. So schnell, dass er kurze Hänger hat, sich aber rasch wieder fängt und maschinengewehrartig die nächsten Bandwurmsatz-Salven ins Publikum feuert. Ein klarer Handlungsfaden ist kaum zu finden.

Das Wetter im Allgäu
Sonnig warme Tage weichen Regen und herbstlichen Temperaturen
Etwas müde wirkend und sichtlich gezeichnet von seiner Parkinson-Erkrankung sitzt Fischer mit zitronengelber Krawatte hinter einem kleinen Holztisch auf der Zeltbühne. Doch das ist an diesem Abend nicht sein Thema. Es scheint vielmehr, als wolle er sich und den Zuhörern beweisen, dass er noch lange nicht aufgegeben hat und das Kabarett trotz zwölfjähriger Tournee-Pause geschliffener denn je beherrscht.
Die oft harte, zynische Kost verlangt den Zuhörern einiges ab. Und das Redetempo erleichtert das Nachvollziehen von Fischers geistigen Höhenflügen auch nicht. Den vollständigen Wortlaut des Programms kann man sich ab August in seinem Buch "Wo meine Sonne scheint" in Ruhe zu Gemüte führen.