"Es war eine stille Freude", nachdem er den Anruf aus Deutschland empfangen hatte. Denn Josef Hönle weilte mit seiner Frau Brigitte gerade in New York, als ihn die Nachricht überraschte, er erhalte in diesem Jahr die Genovefa-Brenner-Medaille, den Kulturpreis der Stadt .
Eigentlich war es eine für den 75-Jährigen typische Situation: Er war wieder einmal unterwegs. Gut, diesmal galt die Reise dem Besuch des Sohnes. Sonst ist er stets in Sachen Kultur und Geschichte unterwegs, vorwiegend in Italien. Im Vatikan geht er schon ein und aus. Und wenn er dann mal wieder zu Hause ist, dann sucht er auch dort nicht unbedingt die Ruhe.
Hönle ist, was neudeutsch mit "Allrounder" beschrieben wird. Überall ist er zu finden, überall bringt er seine profunden Kenntnisse ein, überall erzählt er derart intensiv, dass Geschichte lebt und mitreißt, überall steht er mit Rat und Tat zur Seite: bei den Römerfreunden, als Bassist im Chor von St.
Martin, in kirchlichen Gremien, als Stadtführer, zum Stadtjubiläum auch als Darsteller des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus und in den vergangenen vier Jahren vor allem in der Pfarrkirche, deren aufwendige Sanierung er als Kirchenpfleger maßgeblich begleitete.
Als der Kulturausschuss einstimmig beschloss, Hönle mit der Genovefa-Brenner-Medaille auszuzeichnen, sei rasch die Frage aufgekommen: Welchem Genre ist er eigentlich zuzuordnen? Bürgermeister Werner Himmers Antwort: "In wohl ziemlich allen Sparten, die unter dem Begriff ,Kultur einzuordnen sind."

City. Nature. Future.
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Seit Jahrzehnten bringe Hönle Marktoberdorfern fremde Kulturen näher, vermittle ihnen bleibende, tief gehende Eindrücke. Auch bei seinen Führungen durch Marktoberdorf, wo er seit 35 Jahren lebt, bleibe er keine Antwort schuldig. Eine "herausragende Rolle", lobte Himmer in der Weihnachtssitzung des Stadtrats, habe Hönle bei der Sanierung des Wahrzeichens der Stadt gespielt. Ein wenig von dem Glanz, in dem das Gotteshaus nun wieder erstrahle, gebühre auch ihm.
"Mein Alterswerk"
Hönle selbst empfand die Auszeichnung "nicht so sehr als persönliche Würdigung, sondern vielmehr als Herausstellung der Kultur, der Kunst, der Gemeinschaft und des ehrenamtlichen Engagements im allgemeinen". "Gut und schön", das sei das Ideal schon der Griechen gewesen.
Das habe Personen, wie an den Statuen vergangener Tage zu sehen, ebenso gegolten wie dem Gemeinwesen. Gut und schön, das wünsche er sich auch für Marktoberdorf. Gerade weil er sich in dieser Stadt, "umgeben von wunderschöner Natur", so wohl fühle, wolle er auch in und an ihr arbeiten.
So freue er sich jedes Mal beim Anblick von St. Martin, "dass ich da mitwirken durfte, damit sie für künftige Generationen erhalten bleibt". Für ihn habe das Projekt einen "ganz, ganz wichtigen Stellenwert" besessen: "Es war mein Alterswerk." Denn nun wolle er sich zum Ende des Jahres als Kirchenpfleger zur Ruhe setzen.
Die Medaille wird in Hönles Arbeitszimmer einen würdigen Platz finden. "In der Umgebung der Bilder von Amalfi und Umbrien." Wo auch sonst, wenn nicht irgendwo in italienischer Umgebung?