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Zweite Wahl zu erstklassigem Preis

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Zweite Wahl zu erstklassigem Preis

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    Von Stefan Binzer, Kempten/Marktoberdorf/Immenstadt - Es werden immer mehr: bisher gab es im Allgäu nur eine Hand voll Betriebe, die ihre Produkte auch direkt in der eigenen Fabrik verkaufen. Die meisten Hersteller bringen die Erzeugnisse über den Fachhandel an den Mann und die Frau. Zunehmend versuchen die Firmen jedoch, einen Teil ihrer Waren auch ab Werk zu vermarkten und neue Kundenkreise zu erschließen. Für die Verbraucher ist der Fabrikverkauf finanziell interessant. Meist handelt es sich bei den Artikeln um 'zweite Wahl' oder Auslaufmodelle. Wer nicht besonders heikel ist, kann einiges sparen. Erstklassige Preise mit 30 Prozent Nachlass sind keine Seltenheit. Wie viele Firmen im Allgäu einen Fabrikverkauf anbieten, ist schwer zu sagen. Darüber gibt es keine Auflistung. 'Im Prinzip kann das jeder machen', erklärt Klaus Fischer, Leiter der Regionalgeschäftsstelle Allgäu der Industrie- und Handelskammer (IHK). Wie viel Handel zulässig ist, regelt die örtliche Bauordnung. In Gewerbegebieten sind pro Produktionsbetrieb meist 600 bis 700 Quadratmeter Verkaufsfläche zulässig - genug, um neben der Herstellung einen Werksverkauf anzubieten. Wer einen größeren Verkauf ab Fabrik aufziehen will, braucht die Genehmigung der Kommunalpolitik. Beispiel Immenstadt: In der Oberallgäuer Stadt möchte der Strumpf-Konzern Kunert seinen bestehenden Werksverkauf ausweiten und noch ein paar andere Firmen hinzunehmen. 1400 Ouadratmeter will die Kunert AG dafür in einer leer stehenden Halle umfunktionieren. Das hat der Immenstädter Stadtrat bereits genehmigt. Die Eröffnung des erweiterten Werksverkaufs plant der Strumpf-Konzern laut Marketing-Chef Siegfried Osenberg für Oktober. Der Immenstädter Einzelhandel sieht die Entwicklung bei Kunert am Stadtrand mit gemischten Gefühlen. Zum einen befürchten die Laden-Besitzer eine neue Konkurrenz vor den Toren der Stadt. Zum anderen besteht aber auch die Chance, wie Rita Riefler, Sprecherin der Immenstädter Einzelhändler sagt, dass der zukünftige 'Magnet' bei Kunert neue Kunden für die Geschäfte in der Stadt anzieht.

    'Bisher positive Erfahrungen' Seit ein paar Wochen betreibt die Metallwarenfabrik Rösle in Marktoberdorf (Ostallgäu) einen Werksverkauf. Zwar nicht im eigenen Betrieb, aber relativ nahe in einem Extra-Raum des Haushaltswarenfachgeschäftes Atterer. 'Bisher haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht', erklärt Conrad Dopfer, Leiter Vertriebs-Service bei Rösle. Mit rund 500 reduzierten Artikeln hat Rösle im Werksverkauf hauptsächlich die Touristen im Visier. 'Wenn ein Urlauber bei uns günstig ein Besteck oder einen Topf ersteht und uns dadurch kennen lernt, dann frägt er vielleicht auch zu Hause im Fachhandel nach Rösle-Artikeln', lautet die Philosophie Dopfers. Weniger auf nachhaltiges Kaufverhalten als vielmehr auf den schnellen Genuss der Kunden setzt die Confiserie Heilemann in Woringen bei Memmingen. Leckermäuler können sich dort zu verbilligten Preisen mit Pralinen zweiter Wahl oder Schoko-Bruch eindecken. 'Für uns ist das ein Zusatzgeschäft', heißt es bei der Confiserie, die den Hauptumsatz über ihr Geschäft in Memmingen erzielt. Seit Jahren können Kunden bei der Käserei Champignon in Heising (Oberallgäu) Milchprodukte günstig erstehen und seit wenigen Tagen auch im Edelweiß-Käsewerk Kempten. Bei Edelweiß handelt es sich um reduzierte Produkte, die laut Werk 'leichte Abweichungen vom Standard aufweisen können' - bezogen auf Aussehen oder Füllmenge, jedoch bei einwandfreier Qualität. Ob Kunert, Rösle, Heilemann, Champignon oder Edelweiß: Alle Firmen verkaufen auch ab Werk, sind aber dennoch nicht in eine Schublade zu stecken, denn 'jeder macht's ein bisschen anders', meint Klaus Fischer. Allen Fabrikverkäufen gemein ist jedoch: es handelt sich um keine Factory Outlet Center (FOC) amerikanischen Musters - Schreckgespenst für den Einzelhandel. Laut Definition sind FOCs nämlich Zentren, in denen reduzierte Waren vieler Firmen gehandelt werden. Die Grenze zwischen Werksverkauf und FOC ist jedoch fließend. So gibt es in Marktoberdorf eine 'Fashion Outlet Center AG', die Lagerware von Bekleidungsfirmen führt. Und in Weitnau und Hindelang bietet Trigema Freizeitbekleidung über 'Testverkauf-Stellen' an.

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