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Zwei rechts, zwei links und die Seele baumeln lassen

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Zwei rechts, zwei links und die Seele baumeln lassen

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    Von Christine Rothauscher Kempten - 'Wenn dich die bösen Buben locken, dann bleib zu Haus und stricke Socken.' Diese Ermahnung bekam so manches Mädchen von anno dazumal zu hören. Und heute? 'Heute wird gestrickt, wie, was und wo es Spaß macht', weiß Friedrun Fischer. Sie trifft sich jeden Mittwoch im 'Strick-Café' mit weiteren Frauen, um zu nadeln, zu plaudern und 'bestrickende' Erfahrungen bei Kaffee und Kuchen auszutauschen. Was tut eine Frau, wenn sie sich verliebt? Sie will das Objekt ihrer Sehnsucht hautnah kennenlernen. So ging es auch einer 55-jährigen Kemptenerin: 'Es war reiner Zufall', schwärmt sie, 'zuerst habe ich mich in die kuschelig neuen Wollsorten verliebt, jede Menge davon gekauft, um festzustellen, dass ich das Musterstricken erst wieder lernen muss.' Inzwischen ist für Elisabeth das Stricken zur Liebhaberei geworden. Weil sie diese kreative Liebhaberei gern in Gesellschaft pflegt, führt ihr Mittwochs-Spaziergang regelmäßig ins 'Strick-Café' an der Füssener Straße. Rund um einen langen Tisch haben sich an diesem Nachmittag die Hobby-Strickerinnen versammelt. Nadeln klimpern im Takt, Wollknäuel rollen über den Tisch, dazwischen wird 'Oma Luises Apfelkuchen' verknuspert. Oma Luise versteht freilich nicht nur etwas vom Kuchenbacken, sondern ist auch eine gewiefte Strickerin. Sie gibt mit ihren Backrezepten gerne nadelsichere Tricks weiter.

    Hobby zum Beruf gemacht Wenn’s darum geht, bei Wollsocken die 'Fersenkurve' richtig hinzukriegen, beim Zopfmuster zwei rechte und zwei linke Maschen perfekt zu verkreuzen oder eine 'raglan-schräge' Schulterpartie richtig zu stricken, hat Sandra Brey, Besitzerin des angegliederten Stoff- und Wollfachgeschäftes 'Samt & Seide' noch mehr Anleitungen und Tipps bereit. Sie hat ihr Hobby vor einigen Jahren zum Beruf gemacht, weil sie ihre Kundinnen immer wieder nach Mustern und Möglichkeiten beim Stricken gefragt haben. 'Dabei ist mir die Idee mit dem Strick-Café gekommen', erzählt die Fachfrau. Fast ein Jahr ist das jetzt her und seit dem ersten Strickkurs habe sich inzwischen eine offene Stammtischrunde entwickelt, bei der nicht nur Pullis, Schals und Socken gestrickt werden, sondern zudem Neuigkeiten und Lebensgeschichten die Runde machen. Den Kaffee dazu schenkt die Chefin selbst aus, während ihre Gäste nadeln, plaudern 'und einfach die Seele baumeln lassen', lacht die 37-jährige Renate und verrät, dass sie im Winter für ihre Bekannten bunte Socken gestrickt hat. Warme Socken und Pullis für den Winter - so weit, so gut. Aber steht für das Strick-Café die Sommerpause an? Vielfacher Protest der Hobbystrickerinnen ist die Antwort und die 60-jährige Hannelore hält prompt ihr Strickzeug hoch: Ein seidenschimmernder Sommerschal soll daraus entstehen. 'Überhaupt', sagt sie, 'Strickideen rund ums Jahr gibt’s genug.' Sie kennt nur ein einziges Handicap: 'Dass man beim Stricken süchtig wird.'i Geöffnet ist das 'Strick-Café' an der Füssener Straße mittwochs zwischen 15 und 18 Uhr.

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