Von unserem Redaktionsmitglied Freddy Schissler Memmingen/Starnberg - 35 Jahre liegt dieser Tag, besser gesagt: dieser Abend inzwischen zurück. 35 Jahre sind ein großer Abschnitt im Leben eines Menschen, zumal, wenn er oft unterwegs ist und Hinz und Kunz kennen lernt. Es geht in dieser Geschichte um Schauspieler Heiner Lauterbach, und welch bewegtes Leben dieser Mann mit seinen 52 Jahren schon jetzt hinter sich hat, kann man bekanntlich auf 448 Seiten in Buchform nachlesen (wir berichteten). Vor 35 Jahren also stand Heiner Lauterbach auf der Bühne eines Kellertheaters in Köln. 17 war er damals, ein Rohdiamant, der erst noch geschliffen werden musste. Natürlich kannte ihn damals kein Mensch. Im Publikum an diesem Abend saß ein gewisser Walter Weyers, gleich jung wie Lauterbach. Er applaudierte am Ende der Vorstellung kräftig, und nicht nur in den Augen von Weyers war dieser 17-Jährige der Lichtblick des Abends. Ein paar Tage später lernten sich Lauterbach und Weyers näher kennen, und sie entdeckten Gemeinsamkeiten. Die Liebe zum Theater natürlich (Weyers ist seit ein paar Jahren Intendant am Landestheater Schwaben), aber auch ähnliche Charakterzüge. Ein nicht immer diplomatisches Verhalten zum Beispiel, eine direkte Art, mit der die beiden ihre Mitmenschen mitunter vor den Kopf stoßen. Die Frage trifft Heiner Lauterbach unvorbereitet: 'Wo haben Sie vor 35 Jahren in Köln Theater gespielt - und wie hieß das Stück?' Der Mann, und das ist keine journalistische Übertreibung, antwortet nach nur fünf Sekunden Bedenkzeit. 'Meinen Sie das Kellertheater? Ich habe damals die ,Schmutzigen Hände' gespielt - und danach den Walter und seinen Bruder kennen gelernt.''Stimmt', bestätigt der Intendant Weyers. Aus dem Kennenlernen ist eine Männerfreundschaft geworden, die, wie gesagt, seit 35 Jahren hält. Und die Grund dafür ist, dass Lauterbach auf seiner Lesereise neben Metropolen wie München, Berlin oder Hamburg auch das Städtchen Memmingen ansteuert. Nun trete er hoffentlich niemanden zu nahe, sagt Lauterbach, wenn er behaupte, dass Memmingen nicht unbedingt der Nabel der Welt sei. 'Das mache ich eben nur dem Walter zuliebe.' Gleichwohl, auch diese Feststellung ist ihm wichtig, freue er sich auf den Auftritt am 28. März im Memminger Stadttheater.
Schließlich sei er im Theater groß geworden. Die Basis seiner beruflichen Karriere nennt er die Bühne, auf die er auch heute noch gerne zurückkehrt. Sofern es die zahlreichen Drehtermine fürs Fernsehen erlauben. Heiner Lauterbach will sich nicht festlegen, wie genau der Abend in Memmingen ablaufen wird. Nur soviel steht fest: Die Besucher erwartet nicht nur eine Lesung - sondern auch ein Zwiegespräch zwischen Schauspielern, deren berufliche Wege sich selten kreuzen. 'Der Walter will mich immer überreden, auf der Bühne mal in Klassikern mitzuspielen. Ich habe bislang immer dagegengehalten. Vielleicht gelingt es ihm ja doch noch, mich in dieser Richtung zu überreden ''Nichts ausgelassen': Allein schon den Titel seines Buches, das bereits in der 5. Auflage ist, betrachten viele als Provokation. Und so sind Medienkritik und Leserschaft gespalten. Die einen winken Lauterbachs Lebensbeichte als obszönen Schmarrn durch, die anderen geben ihm lobend vier Sterne (zum Beispiel der stern). Massive Kritik treffe ihn sehr wohl, gesteht der vielfach ausgezeichnete Schauspieler, 'vor allem wenn sich Leute äußern, die das Buch gar nicht gelesen haben'. So etwas nennt er unwürdig. Walter Weyers hat es bereits zur Hand genommen und urteilt: 'Flotte Schreibe, spannende Geschichten, ein schönes Buch.' Der Männerfreundschaft dürfte dieses Fazit keinen Abbruch tun. i Heiner Lauterbach liest am 28. März (20 Uhr) im Stadttheater Memmingen. Vorverkauf: 08331/9459-16.