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Zwei Ludwigs mit leichtem Akzent

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Zwei Ludwigs mit leichtem Akzent

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    Jon Geoffrey Goldsworthy und Julian Tovey spielen den Wittelsbacher im Musical Füssen (sza/güb). "Ist das herrlich." Jon Geoffrey Goldsworthy lässt seinen Blick über die Musical-Barockgärten hinüber zum Schloss Neu- schwanstein schweifen. Er atmet tief durch: "Es ist schon etwas Besonderes, als Ausländer einen bayerischen König zu spielen." Der US-Amerikaner ist einer der drei Ludwig-Darsteller im Musical-Theater. Allerdings nicht der einzige Ausländer: Auch der Brite Julian Tovey steht als der Wittelsbacher auf der Bühne.

    Zum Glück beider spricht der König im Stück nicht bayerisch, sondern hochdeutsch - und auch ein bisschen französisch. Für ihn sei es "ein sehr gutes Gefühl und eine große Ehre", eine der ganz großen Symbolfiguren Bayerns darstellen zu dürfen, meint Goldsworthy nahezu akzentfrei. Viel Zeit hat er auch nicht, denn der Probendruck ist groß. Dafür hat er Routine mit Journalisten. "Man gewöhnt sich an die Fragen." Störend sei das nicht, "das gehört zum Projekt dazu". Und etwas Werbung da und dort bringt schließlich nicht nur dem Musical was: "Das macht man auch für sich selbst ein bisschen."Großer Premierendruck herrscht nicht nur auf der Bühne. Auch rund um das Gelände schuften die Handwerker. Lässt sich ein König selbst durch dröhnende Bagger und lautes Bohren an seinem Domizil nicht aus der Ruhe bringen? "Ich mag das", grinst Goldsworthy. Seine Mutter hat in den USA zahllose Häuser renoviert, da ist jede Baustelle ein Stück Kindheitserinnerung. Der 36-Jährige stammt aus Detroit. Als er Musik und Deutsch studierte, kam er durch ein Austauschprogramm für einige Zeit nach Deutschland. Kaum, dass er seinen Studienabschluss in der Tasche hatte, flog er wieder nach Deutschland. Und ist seitdem dort geblieben."Noch nie habe ich so nah an meinem Wohnort gearbeitet." Damit meint Goldsworthy nicht seine Wohnung im Füssener Weidach, sondern sein "richtiges" Zuhause in Augsburg. Füssen gefällt ihm trotzdem: "Die Umgebung ist herrlich, das ist klar." Seinen Arbeitsplatz erreicht er zu Fuß. Das dauert zwar eine halbe Stunde, aber erstens genieße der den täglichen Spaziergang und zweitens sei die Busverbindung miserabel. Ebenfalls im Weidach hat Julian Tovey seine Zelte aufgeschlagen. Und ihm gefällt es gut "auf dem Land". "Es ist eine Art Heidi-Fantasie", lächelt Tovey: "In den Bergen wandern, vorbei an Blumen und Kühen mit Glocken." Und Reiten will er auch, wie als Kind auf dem Land bei Yorkshire, wo er geboren wurde. Die Luft sei im Allgäu viel besser als an seinem englischen Wohnort Manchester. Dennoch versuche er mindestens einmal im Monat die Heimat zu besuchen. Viel Zeit bleibt Tovey dazu vor der Premiere allerdings nicht. Wie auch?! Bei höchstens einem probenfreien Tag pro Woche. Die Arbeit genießt der 33-Jährige trotz Stress: "Ich habe noch nie mit einer solch großen Gruppe netter Kollegen gearbeitet", meint Tovey. Die Baritonstimme des jungen Briten wurde in der englischen Presse hochgelobt. Ausgebildet wurde der Sänger an den Universitäten Oxford und Saint Andrew, später studierte er am "Royal Northern College of Music" in Manchester. Unter anderem gewann er in England den Preis der Wagner-Gesellschaft des Covent Garden. Nach seinem College-Abschluss 1994 begann Toveys Karriere als Konzert- und Opernsänger. Ludwig II. sieht Tovey zum Verwechseln ähnlich - zumindest mit aufgeklebtem Bart. Selbst die Haare locken sich ganz ähnlich, wie die des Märchenkönigs. Eine Perücke trägt er trotzdem: Zu groß würden die Haare beansprucht werden. Und er liebt die "große, klassische Rolle". Besonders die Musik Franz Hummels hat es ihm angetan: "Sie ist ein Wunder und wie für meine Stimme gemacht." Hummels Anwesenheit bei den Proben sei "der größte Vorteil" der Produktion: "Er ist menschlich, intelligent und findet einfache Lösungen für Probleme", meint Tovey. An der Aussprache musste Tovey wie Kollege Goldsworthy arbeiten - vor allem beim gesprochenen Test. "Beim Singen war es nicht so schwer."

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