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Zwei Kutscher mit Leib und Seele

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Zwei Kutscher mit Leib und Seele

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    Von Michael Dumler Legau/Wiggensbach - Pferde hatten es Georg Bek schon immer angetan. 'Mein Vater war bei den Dragonern und Reiten gehörte für mich immer zum Leben', sagt der 77-Jährige. In jungen Jahren nahm der Landwirtschaftsmeister aus Unterlandholz bei Legau gern an Turnieren, Dressur wie Springreiten, teil und züchtete später das als Reit- und Kutschpferd gefragte 'Bayerisch-Warmblut'. Als es mit dem Reiten nicht mehr ging, verlegte sich Bek aufs Kutschenfahren. Und das macht er immer noch mit Leib und Seele - im Sommer wie im Winter. 'Es ist etwas ganz Besonderes', schwärmt er. Wenn Georg Bek an einem schönen Tag seine herausgeputzten bayerischen Warmblüter Stana und Nero vor eine Kutsche spannt und dann gemeinsam mit Ehefrau Frieda durchs Dorf und in die Umgebung fährt, dann ist für ihn die Welt in Ordnung. Für Aufsehen sorgte der Legauer früher, wenn er in Frack und mit Zylinder mit seiner Landauer-Kutsche Hochzeiter zur Trauung in die naheliegende Wallfahrtskirche Maria Steinbach brachte. 'Das ist mir mittlerweile aber zu anstrengend', verrät der 77-Jährige, der 28 Jahre lang Vorsitzender der Legauer Reitergruppe war. 'Kutsche, Geschirr und Pferde herrichten, das ist auch mit viel Arbeit verbunden', sagt er. Ein paar Mal im Jahr fährt Bek weiter weg, um Gleichgesinnte zu treffen, etwa beim internationalen Klostertaler Kutschentreffen in Klösterle (Vorarlberg) oder beim Fuhrmannstag in Bad Schussenried.

    Entspannung pur Dazu werden Pferde und Kutsche in Lkw und Anhänger verladen. Mit dabei ist dann meistens auch der Wiggensbacher Xaver Kiechle. 'Für mich ist Kutschenfahren Entspannung pur. Ein Tagesausflug ist mir lieber als eine Woche Urlaub in Spanien', sagt der 56-jährige Hobbylandwirt und Facharbeiter. Seine 24-jährige Tochter Monika teilt seine Leidenschaft und sitzt meist neben ihm auf dem Kutschbock. Zwischen 50 und 100 Kutschenfahrer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz oder dem Elsass kommen bei den großen Treffen zusammen. 'Da gibt es immer viel zu erzählen', sagen Bek und Kiechle, die beide Mitglieder im Altusrieder Reit- und Fahrverein sind. Die gemeinsamen Tagesausflüge bei den Kutschentreffen seien meist ganz besondere Erlebnisse. Drei Haflinger und vier Kutschen - ein Freizeit-Wagonettle, einen Jagdwagen, ein Gaiwägele und ein Visa (die Fahrgäste sitzen sich vis-a;-vis gegenüber) nennt Kiechle sein Eigen. Auch im Winter spannt er seine Haflinger wieder gern an. Dann geht es mit dem Fuhrschlitten über schneebedeckte Wiggensbacher Felder. Eine weitere Passion Kiechles, der neben einem Auto- auch einen Kutschen-Führerschein besitzt, ist die Teilnahme an Geschicklichkeitsturnieren, bei denen die Kutschenfahrer knifflige Aufgaben zu bewältigen haben. Alle acht bis zwölf Wochen muss er für sein Hobby ins Portemonnaie greifen. Denn dann gilt es die Pferde neu zu beschlagen. '70 Euro pro Pferd kostet das Ganze', erzählt er. Vor der eigenen Haustür will der Wiggensbacher im nächsten Jahr ein Kutschentreffen veranstalten. Das Letzte fand 1998 statt. Wenn alles klappt, dann werden am 21. Mai zahlreiche Kutschen aus verschiedenen Ländern durch Wiggensbach fahren. Und neben Kiechle wird auch Georg Bek mit von der Partie sein: 'Das ist doch Ehrensache, wenn so ein Fest in der Nachbarschaft stattfindet.'

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