Kaufbeuren/Frankenried | agi | Als sich die Türen des Umzugslasters geschlossen hatten, ging für Antonius Hagenauer ein langes Kapitel seines Berufslebens zu Ende. 20 Jahre war der Geistliche als Klinikseelsorger in den damals noch zwei Kaufbeurer Krankenhäusern sowie im Bezirkskrankenhaus im Einsatz.
Ein Arbeitstag mit bis zu 16 Stunden gehörte nicht selten zur Tagesordnung. Und er endete auch nicht an der Haustür im Frankenrieder Pfarrhaus. Als Pfarrer gibt es keinen Feierabend, so seine Überzeugung. "Vormittags war ich meist in der Psychiatrie, nachmittags in einer der beiden Kliniken", erinnert sich der inzwischen 80-Jährige. Als einfühlsamer Seelsorger bekannt, gab es auch in der eigenen Nachbarschaft viele Schicksale, die Hagenauer oft jahrelang begleitete. "Ich habe in meinem Beruf so viele erschütternde Sachen gehört - Kriegsgeschichten und Vertreibung", resümiert er. Doch auch die vielen Schicksale, die das Leben schrieb, haben den katholischen Pfarrer tief bewegt. Sie ließen ihn auch nach Feierabend nicht los. "Deswegen bin ich damals bewusst nach Frankenried gezogen, um hier auf dem Land ein wenig Ruhe zu finden."
Die seelische Balance zu halten, dabei unterstützte ihn seine Pfarrhausfrau Johanna Jäger, die vor gut 30 Jahren ihren Dienst in Hagenauers Haushalt antrat. Auch sie hatte stets ein offenes Ohr für die Belange der Gemeindemitglieder, engagierte sich unermüdlich. In ihr hatte der Pfarrer auch immer eine versierte Gesprächspartnerin, um das eigene Erlebte zu verarbeiten. "Ohne das geht man als Seelsorger vor die Hunde." Gerade in Psychiatrie und Klinik sind es besondere Schicksale, die er miterlebte. "Darüber darf man nicht ins Sinnieren geraten und muss trotz der Nähe zum Menschen Distanz bewahren", erklärt er.
Schicksale in Predigten
Diese Schicksale haben sich oft in seinen Predigten niedergeschlagen. "Ich bedauere, dass die Kirche manchmal zu trocken ist. Die beste Medizin für den Menschen ist der Mensch selbst." In der Pfarrei Mauerstetten leistete Hagenauer Nachbarschaftshilfe, übernahm kirchliche Arbeit und freut sich noch heute über das harmonische Miteinander mit seinem Kollegen Rudolf Klaus.

Unfall bei Bad Wurzach
BMW mit Anhänger in Feld geschleudert - Drei junge Menschen teils schwer verletzt
Schon aus beruflichen Aspekten fällt Hagenauer der Abschied aus Frankenried schwer. Aber auch das persönliche Adieu ist für ihn kein leichter Schritt: "Die Gemeinschaft und die Familiengeschichten, in die ich über Jahre hineingewachsen bin", seien Dinge, die er und Johanna Jäger in ihrem gemeinsamen Ruhestand in Bad Wurzach schmerzlich vermissen werden.
Doch damit kehrt Hagenauer an seine Wurzeln zurück. In Bad Wurzach legte er vor vielen Jahren das Abitur ab und hat noch viele Bekannte, die sich über seine Rückkehr freuen.