Ottobeuren (aell). - Wenn es beim Klettern einen Preis für die beste Showeinlage geben würde, hätte Sebastian Hartung aus Augsburg sicher gute Chancen auf Platz eins gehabt. Nach einem Bewegungsfehler hing er plötzlich mit dem Rücken zur Wand. Eine Position, die in dieser Sportart ähnlich sinnvoll ist, wie wenn ein Maikäfer versuchen würde, aus der Rückenlage zu starten. Nach einigen bangen Sekunden schaffte er es schließlich, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien - und kämpfte sich weiter nach oben. Denn es ging in Ottobeuren immerhin um den süddeutschen Sportklettercup. Doch die unfreiwillige Einlage hatte Hartung zu viel Kraft gekostet. Seine Chance auf den Sieg war dahin. Am Ende reichte es nur zu Rang zehn. Da ging es Maxi Klaus schon besser. Der für den Kemptener Alpenverein startende Sportler wollte eigentlich gar nicht teilnehmen und musste erst einmal überredet werden. Nach einem durchschnittlichen Auftakt steigerte er sich jedoch Runde für Runde. Und im Finale holte Klaus dann alles aus sich heraus. Dank lautstarker Unterstützung durch das zahlreich anwesende Publikum schnappte sich der 31-Jährige Griff um Griff, bis ihn schließlich ein dynamischer Zug an eine Leiste abwarf.
Das Resultat des beinahe ungewollten Einsatzes: Klaus wurde Bayerischer Meister. Unangefochtener Gesamtsieger bei den Männern und damit Gewinner des süddeutschen Klettercups sowie Sieger des baden-württembergischen Ranglisten-Wettbewerbes wurde wie erwartet Timo Preußler aus Schwäbisch Gmünd. Der derzeit beste deutsche Wettkampfkletterer zeigte in der Finaltour im zehnten Schwierigkeitsgrad seine ganze Klasse. Wo andere Probleme hatten, überhaupt einen passenden Tritt zu finden, setzte der 19-Jährige locker und sauber seine Füße. Und an Griffen, die vielen Finalteilnehmern zu schlecht zum Weitergreifen waren, schüttelte er noch ganz locker - Platz eins war also auf jeden Fall verdient. Das galt auch für Sarah Seeger. Die 22-Jährige aus Rauhenzell bei Immenstadt hatte zwar aufgrund ihrer Größe beim einen oder anderen Längenzug im Finale hart zu kämpfen. Doch auch ein weiter Spreizschritt im oberen Wandteil konnte sie nicht bremsen. Erst wenige Griffe vor der Umlenkung verließ sie die Kraft, der Sturz war unvermeidlich. Zu diesem Zeitpunkt stand aber schon fest, dass sich die 22-Jährige neben dem Bayerischen Meistertitel auch den ersten Platz im süddeutschen Klettercup gesichert hat. Entsprechend glücklich war Seegers Gesichtsausdruck, als sie auf den Boden abgelassen wurde. Etwas unglücklich verlief der Wettkampf dagegen für die zweitplatzierte Nadine Ruh aus Konstanz. Die 18-Jährige hatte im Finale wohl angesichts der nicht eindeutig gekennzeichneten Umlenkung den Überblick verloren und setzte sich ins Seil, kurz vor Ende der Tour. In der Altersklasse 1 - Jahrgänge 1954 bis 1963 - holte sich für den Kemptener Alpenverein startende Mark Cole Platz zwei hinter Gerold Jans (Ravensburg). Der Memminger Claus Steinacher wurde Fünfter.