Wenn das keine kuriose Geschichte ist: Ein junger Soldat aus dem Egerland wird als Pionier in der Pfalz eingesetzt, und verguckt sich einen Tag vor seiner Abkommandierung in eine Pfälzerin. "Allerdings glich danach unser Weg bis zum Traualtar eher einem Hindernislauf", erinnern sich Irma und Josef Glaßl. Doch Ende gut, alles gut - gestern feierte das Paar Eiserne Hochzeit.
Ob Liebesgott Amor auch ein Scherzbold ist, wissen die Eheleute Glaßl nicht. Sicher sind sie aber, dass der geflügelte Liebesbote seine Hand im Spiel hatte, als er den Jungverliebten wenige Stunden fürs Kennenlernen gönnte, um sie dann wieder für eine Weile zu trennen.
Man schrieb das Kriegsjahr 1942 und Josef Glaßl wurde nach Polen versetzt und Irma, sein Pfälzer Mädchen, nach Dresden dienstverpflichtet. Trotzdem hielt diese Liebe auf den ersten Blick und nach vielen Briefen und wenigen Treffs wurde der Hochzeitstag geplant. "Weil die Züge damals aber mehr als voll waren, wurde ich von Mitreisenden durchs Abteilfenster geschoben, um überhaupt zu unserem Vermählungsort zu kommen", erinnert sich Irma Glaßl (84). An ihrem Heimatort Anweiler heiratete sie ihren Josef am 8. Januar 1944.
Und wenn das Ehepaar im Nachhinein darüber lächelt, dass die Bräutigam-Mutter den Braten im Koffer vom Egerland in die Pfalz transportierte und die Brautmutter dafür sorgte, dass der Tisch nicht gar so mager bestückt war - "wir haben an einem sonnigen Wintertag eine wunderbare Hochzeit gefeiert", erinnert sich das Paar. Doch wieder gönnte Amor nur wenig gemeinsame Zeit. Josef Glaßl kam in Gefangenschaft, dann nach Tschechien, wurde ein Jahr später wieder ausgewiesen. Bei einem Bauunglück wurde er an den Augen verletzt, konnte anschließend nur Licht und Schatten unterscheiden.
Durch die Blindenarbeitszentrale kam er nach Kempten, arbeitete als Bürstenmacher und Telefonist bei der Stadt, danach 40 Jahre in der Spinnerei und Weberei. Ein Sohn und eine Tochter entstammen der Ehe, drei Enkel kamen dazu - und wenn auch Bergtouren und Radlreisen Erinnerung sind: Weltliteratur und ein guter Tropfen gehören bis heute zu den Lebensfreuden im Hause Glaßl.
