Kempten | kep | Sie pflegen überlieferte schwäbisch-alemannische Tänze, das echte alpenländische Volkslied und natürlich die Tracht als Bekenntnis zur Heimat: Die Unterillertaler Kempten. Zum 100. Geburtstag präsentiert sich der Verein für schwäbische Volkstumspflege jetzt mit einer besonderen Visitenkarte an einem besonderen Ort: Im Zumsteinhaus ist noch bis Sonntag die Ausstellung 'Alte Tracht in neuer Pracht' zu sehen und bietet Gelegenheit nachzufragen, was diese besondere Mode ausmacht.
Oben auf der ersten Etage des historischen Gebäudes taucht der Besucher ein in die 100-jährige Geschichte der Unterillertaler Tracht. Da tragen die Figuren einerseits die schicke Festtagstracht, andererseits ist auch das einfachere Sonntagsgewand zu sehen. Oder ein frisch vermähltes Ehepaar in original Hochzeitstracht nach Stiftskemptischem Modell.
Hella Pichler, Trachtenschneidermeisterin und jahrzehntelanges Mitglied der Unterillertaler, war die Braut, die das von ihr gefertigte grüne Seidenkleid vor 40 Jahren bei ihrer Hochzeit trug. Ihrem Mann Heinz hatte sie dazu passend einen Schwabenanzug mit Seidenweste genäht. Und welches Modell trägt man jetzt zu welchem Anlass?
Fachfrau Pichler, die einen Teil der Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt hat, erklärt: 'Zu Hochzeiten, zum Weihnachtssingen oder bei anderen besonderen Feiern ziehen wir unsere Festtagstracht an'. Ihr Wissen hat die 77-Jährige in unzähligen Nähkursen weitergegeben. Zur festlichen Ausstattung gehören ein schwarzes Mieder, das mit Silberschnüren bestickt ist, eine Radhaube sowie ein langer Rock.
Die einfachere Sonntagstracht hingegen - mit dem dreiviertel langen Rock und einem Mieder mit weniger Schnürung - könne man 'auch gut einfach mal so tragen', erklärt sie. Dazu passt eine kleine Bodenhaube. Seit dem Jahr 1950 pflegen die Unterillertaler dieses 'G'wand'. Damals hatte der Verein zusammen mit dem schwäbischen Heimatpfleger und Dichter Dr. Alfred Weitnauer die große Trachtenerneuerung durchgeführt. 'Es ging darum, etwas Tragbares zu schaffen', erklärt Hella Pichler, die maßgeblich an der Umsetzung beteiligt war. Seit den 20er Jahren war bis dato die historische Tracht angesagt, die die Gebirgstracht abgelöst hatte.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.