Oberallgäu (pts). - Zum Abschluss des Jubiläums-Festabends sang der ganze Hofgarten-Saal in Immenstadt: 'Zum Geburtstag viel Glück!' Das Ständchen aus vielen hundert Kehlen von Kommunalpolitikern, Behördenchefs, Klinikärzten und Vereinsvertretern galt Gertrud Sigwart. Der Immenstädter Ehrenbürgerin steht zwar der 80. Geburtstag in wenigen Tagen erst noch bevor. Doch war das 15-jährige Bestehen der Kaiser-Sigwart-Stiftung eine gute Gelegenheit, der Gönnerin der Stadt und des Landkreises in aller Form Rosen der Dankbarkeit zu streuen. 1,3 Millionen Euro sind seit 1990 für gemeinnützige Zwecke verteilt worden. Das Geld ging an bedürftige und in Not geratene Menschen, an Kindergärten und für die Altenpflege. Unterstützung gab es für die Verbesserung des Krankenhauswesens, für kulturelle und sportliche Anliegen, aber auch für Umwelt- und Naturschutzaufgaben. Sogar Stadtbildverschönerung und die Unterstützung von Rettungsorganisationen gehört zu den Aufgaben der Stiftung, deren Vorstand Alfred Hollfelder bei der Geburtstagsfeier allen voran die Honneurs für die in Weißenburg lebende überaus rüstige alte Dame besorgte. Die in Immenstadt aufgewachsene 'Brauereibesitzerstochter', die bei den Alteingesessenen als 'Kaiser-Trudi' eher ein Begriff ist, hat nach der Schließung der Brauerei und dem Tod ihres Mannes Hermann Sigwart das Vermögen aus dem Verkauf des Brauereigeländes an die Stadt in eine wohltätige Stiftung überführt. 1994 erhöhte sie den Grundstock, sodass bei einem jetzigen Vermögen von sechs Millionen Euro das Weiterwirken von Gertrud Sigwart zum Wohl der Stadt und des Landkreises gesichert ist, wie sich Bürgermeister und Stiftungs-Beiratsmitglied Gerd Bischoff ausdrückte.
Die Stiftung wirke, wie vergleichbare Sponsoren-Einrichtungen am Ort, als 'Bürgerinitiative im besten Sinne'. In dem von Immenstadt geschaffenen neuen Bräuhausviertel und in der Stiftung lebe die traditionsreiche Kaiser-Brauerei fort, sagte Bischoff. 'Andere zu beschenken, heißt, selbst reich zu werden', übertrug er ein geflügeltes Wort auf die Ehrenbürgerin. Landrat Gebhard Kaiser - seine Namensgleichheit ist übrigens rein zufällig - schloss sich den Lobesworten an. Er bescheinigte der Trägerin des Goldenen Landkreis-Ehrenrings und des Bayerischen Verdienstordens eine 'unvergleichliche Großherzigkeit'. Gerade in Zeiten, in denen Kommunen finanziell mit dem Rücken an der Wand stünden, helfe die Stiftung bei Projekten, die sonst nicht mehr denkbar seien. Der Kreischef, der ebenfalls Stiftungs-Beirat ist: 'Durch Frau Sigwart scheint die Sonne bei uns noch heller.' Die gut aufgelegte Dame, der Stiftungsvorstand Hollfelder bescheinigte, immer noch eine flotte Skifahrerin und Autofahrerin zu sein, machte nicht viel Worte. 'Ganz entzückend' sei der Abend, lachte sie vergnügt in sich hinein. Ihr zu Ehren hatte der Bildhauer Gerd Weiland eine Bronzebüste nach ihrem Ebenbild geschaffen, die an diesem Abend enthüllt wurde. Die 80 ihr bescherten Rosen verteilte Gertrud Sigwart gleich selbst an die Mitwirkenden des Festabends, und das waren schon eine ganze Menge. Ob die Alphorngruppe Euregio oder ein schmissiges Riesen-Orchester sämtlicher Immenstädter Blasmusikkapelle, ob Musikschul-Spielkreis oder Trachtler - breit gefächert wie die Stiftungsaufgaben fiel auch das musikalische Geburtstagsständchen aus.