Während in diesen Tagen viele über die schlechten Zeiten klagen und das Wort "Finanzkrise" in aller Munde ist, sagt Karolina Moser aus ganzem Herzen: "Jeder Tag ist ein Geschenk und ich bin vollkommen zufrieden." Und die alte Dame hat das Recht dazu, immerhin hat sie ganz andere Krisen überstanden: Gestern feierte Moser ihren 100. Geburtstag und hat damit nicht nur das Deutsche Kaiserreich miterlebt, sondern auch zwei Weltkriege überstanden.
In ihrem Geburtsjahr, dem Jahr 1909, trat die Eisenbahn gerade ihren Siegeszug als modernes Fortbewegungsmittel an und - die später ermordeten - Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg nahmen am SPD-Parteitag teil. Über all diese Ereignisse könnte Moser als Zeitzeugin jede Menge berichten, denn das Geburtstagskind erfreut sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig bester Gesundheit. "Hier ist ja auch immer was los. Montags gehe ich zur Gymnastik, dienstags zum Gedächtnistraining, mittwochs zur Physiotherapie und dreimal die Woche in die Messe", erzählt die weißhaarige rüstige Jubilarin, die sich seit zwölf Jahren im Margaretha- und Josefinenstift am Adenauerring "gut aufgehoben und sehr heimisch" fühlt. Die Nähe zur Memminger Straße, wo die gebürtige Weitnauerin jahrzehntelang gelebt hat, ist ihr dabei wichtig: Sie kennt die Leute und die Leute kennen sie.
Sechs Jahre lang wählten ihre Mitbewohner sie immer wieder als Vertrauensperson in den Heimbeirat des Stifts.
Doch nicht nur die Senioren gratulierten der lebensfroh strahlenden Frau zu ihrem Ehrentag. Im Namen der Stadt und des Bayerischen Ministerpräsidenten wünschte ihr Bürgermeister Josef Mayr "alles Gute und noch lange beste Gesundheit". Und freilich waren auch ihre Kinder zu ihrem 100. Geburtstag gekommen. Fünf an der Zahl, denn nicht nur Karolina Moser selbst ist in einem Haushalt mit fünf Kindern aufgewachsen, sondern hat auch vier Mädchen und einem Buben das Leben geschenkt. Während sie mit dem Großteil ihrer Familie nach wie vor viel Zeit verbringt, hat es eine ihrer Töchter in die USA verschlagen. Auch sie ließ es sich nicht nehmen, mit ihrem Sohn - Karolina Moser hat sechs Enkel und fünf Urenkel - nach Kempten zu reisen.
Und das freut die Jubilarin besonders, wie Heimleiter Thomas Duhr weiß: "Der Umzug ihrer Tochter hat ihr damals schon zu schaffen gemacht, aber Karolina Moser ist eben eine echte Kämpfernatur."
