Artikel: Zugpferde im Nationalteam

14. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Von Tobias Schuhwerk Oberstdorf-Tiefenbach Wenn alles klappt, dann sind zwei Oberallgäuer beim Saison-Höhepunkt der Buckelpistenfahrer dabei: Grischa Weber (23) und Christoph Stark (22) vom SC Tiefenbach haben sich in Richtung Amerika verabschiedet, wo am 26. Januar in Deer Valley die Freestyle-Weltmeisterschaft beginnt. Vorher wollen die beiden Buckelpisten-Spezialisten noch an insgesamt drei Wettkämpfen in den Vereinigten Staaten bzw. Kanada teilnehmen. Stark landete am Wochenende in Tremblant auf Rang 31, Weber auf Platz 40. Die Ziele der beiden besten Allgäuer Trickskifahrer sind dabei unterschiedlich. Für Grischa Weber geht es darum, sich wieder an die Topform heranzutasten, die er zu Saisonbeginn hatte: Im ersten Weltcup-Rennen in Tignes (Frankreich) gelang ihm mit dem siebten Platz sein bislang bestes Ergebnis und zudem auf Anhieb die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Den Statuten zufolge ist dazu einmal ein Platz unter den besten Acht bei einem Weltcup-Rennen vonnöten oder zwei Platzierungen unter den Top 16. So gesehen hat auch Christoph Stark die halbe Miete: sein bestes Weltcup-Ergebnis ist ein 14. Platz. Noch so eine Platzierung und er wäre definitiv dabei. Doch selbst wenn ihm diese in den verbleibenden Rennen nicht gelingen sollte, hat er gute Chance auf eine WM-Teilnahme. Stark schrammte im Weltcup ein weiteres Mal knapp an den Top 16 vorbei und festigte damit den Eindruck, dass er reif ist für die WM-Teilnahme.

Neue Rolle gewöhnungsbedürftig Ich bin sicher, dass man ihn zulassen wird. Das war bei vergleichbaren Fällen früher auch so, sagt Grischa Weber, der mit Stark zusammen der Bundeswehr-Sportfördergruppe in Mittenwald angehört. Nachdem im vergangenen Jahr nach verpatzter Olympia-Qualifikation mehrere altgediente Freestyler ihre Karriere beendeten, sind die Oberallgäuer mittlerweile Zugpferde im Nationalmannschafts-Team. Die Verantwortung ist größer geworden, sagt Weber, der sich an die neue Rolle erst gewöhnen muss. Seinem siebten Platz in Frankreich folgten in Italien und Finnland deutlich schwächere Weltcup-Resultate (21, 23, 30). Er begründet sie damit, dass er im Umgang mit den gestiegenen Erwartungen nicht cool genug gewesen sei. Für das deutsche Freestyle-Team sind positive Meldungen enorm wichtig. Die olympischen Spiele zumal ohne deutschen Vertreter haben der Sportart nicht den erhofften Aufschwung beschert. Die Übertragungszeiten im Fernsehen und damit der Marktwert seien gesunken, so Weber. Eine gute Platzierung bei der Weltmeisterschaft könnte Abhilfe schaffen. Beim Buckelpistenfahren werden von den Kampfrichtern Schwünge und Sprünge und die Zeit bewertet. Die Strecke ist 250 Meter lang und umfasst neben den zahlreichen Buckeln auch zwei Schanzen, an denen die Fahrer ihre akrobatischen Sprünge vorführen. In dieser Saison wurden die Bestimmungen für diese Kunststücke von der FIS gelockert. Als Folge sprangen die Fahrer mit mehr Risiko, was die Wettkämpfe belebte. Mittlerweile können viele ganz vorne landen, sagt Grischa Weber.