Fähnchen im Wind? Das ist nicht der Weg von Ekkehard Voigt. Der 69-jährige frühere Bundestagsabgeordnete aus Sonthofen sagt ganz klar: "Wer zu seiner Auffassung steht, muss bereit sein, Opfer zu bringen." Der einstige CSU-Abgeordnete brach 1983 mit seiner Partei und war vor 25 Jahren Mitbegründer der Republikaner. Damals gab es da laut Voigt keine Anti-Ausländerpolitik, "sondern das Bestreben, Ausländer zu integrieren und ihnen Hilfen anzubieten."
Noch heute sieht sich Voigt immer wieder in die Rep-Schublade eingestuft - auch wenn das der Situation nicht gerecht werde. Denn als die Republikaner mit dem Siegburger Manifest im Juni 1985 ihren ersten Rechtsruck vollzogen, habe er diese Partei wenig später verlassen. Angetreten sei er, um etwas zu erreichen, Ideale umzusetzen. Der Auslöser für den Bruch mit der CSU: ein Milliardenkredit für die DDR, eingefädelt vom damaligen CSU-Chef Franz Josef Strauß.
"Das Leben der Anderen", vielfach prämierter Film aus dem Jahr 2006, schildert heute, wie es im von Stasi-Überwachung geprägten Unrechtsregime zuging.
Voigt hatte schon damals als Landeschef des Wehrpolitischen Arbeitskreises der CSU, verteidigungspolitischer Vizesprecher der Fraktion und Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte intensiv Einblick ins Geschehen an und hinter der deutsch-deutschen Grenze. "Ich wusste, dass in der DDR Menschen mit fadenscheinigen Gründen wegen ihrer Anschauung benachteiligt wurden oder ins Gefängnis kamen."
Der Sonthofener sah es als Unding, dieses Regime zu unterstützen. Erst recht, weil dafür keine konkreten Gegenleistungen - etwa Erleichterungen im Reiserecht - ausgehandelt worden seien. Doch die CSU habe abgelehnt, über den Milliardenkredit auch nur zu diskutieren. Mancher Parteikamerad habe ihm damals recht gegeben, doch vielfach sei es zu Anfeindungen und Beschimpfungen gekommen.
Für Voigt so manche menschliche Enttäuschung: "Ich war der gleiche Mensch und hatte es mir nur geleistet, eine andere Meinung zu haben." Gedanken, die er auch in seinem 1988 erschienenen Buch "Verrat an Deutschland?" niederlegte.
"Rechtsschwenk" kam erst später
Bei der folgenden Gründung der Republikaner standen laut Voigt Themen wie stärkere Bürgerbeteiligung an politischen Entscheidungsprozessen und die Direktwahl des Bundespräsidenten durch das Volk im Vordergrund. Weiter sollten keine Politiker in Aufsichtsräten von Banken oder anderen Unternehmen sitzen. Der Rechtsschwenk und der Einzug von Stammtisch-Parolen in Teilen der Republikaner sei später gekommen, was zum Austritt vieler vernünftiger Leute geführt hätte. Franz Schönhuber habe damals seine Popularität aus den "Jetzt red i"-Sendungen und Kontakte zur rechtsextremen DVU ausgenutzt.
Rückblickend hätte Voigt damals noch intensiver das Gespräch mit der CSU gesucht. "Aber wenn wir Zivilcourage, Wahrheit und Aufrichtigkeit fordern, muss man eben auch zu seinen Auffassungen stehen, selbst wenn man nicht alle hinter sich weiß."