Mit der Oper "Die diebische Elster" endete am Samstagabend im Modeon die Opernsaison, viel zu früh, wie manche Besucher bedauerten. Der Meister von Pesaro, Gioacchino Rossini, schrieb seine vierzig Opern im Zeitraum von zwanzig Jahren und mit gerade 36 Jahren fand er es an der Zeit, mit dem Komponieren aufzuhören, um sich nur noch mit den angenehmen Seiten des Lebens zu beschäftigen. Eine der Opern, der "Barbier von Sevilla", hat es zu großer Popularität gebracht, hin und wieder wird seine "Cenerentola" aufgeführt, von den restlichen Werken werden nur noch die spritzigen Ouvertüren gespielt.
Warum die Verantwortlichen der gastierenden tschechischen Oper Prag die verstaubte Partitur der "Diebischen Elster" vom Dachboden geholt haben, werden wohl nur sie erklären können. Denn dieses Werk ist nicht umsonst von allen Bühnen verschwunden und auch in kaum einem Opernführer nur erwähnt. Ihr fehlt die Dramatik der "Opera seria", der Witz, Humor und die Leichtigkeit der "Opera buffa", für eine Spieloper ist sie zu schwerfällig. Ihr fehlen groß angelegte Arien und Duette, übrig bleibt Gesang im Parlando-Stil, dem ein Textband über dem Bühnenausschnitt notgetan hätte. Die Handlung ist dürftig. Dass es sich um ein paar gestohlene Löffel handelt und wer vermeintlich dafür schuldig ist, brauchte es einen langen und zähen ersten Akt.
Fast erstaunlich scheint es da, dass es trotzdem eine äußerst gelungene Aufführung wurde, die das Publikum mit viel Schlussapplaus honorierte. Und das lag einmal an Rossinis meisterhafter Behandlung des Orchesters und vor allem an der Dramaturgie, mit der die tschechischen Gäste die Oper zum Leben erweckten. Zudem hatten sie ein Sängerensemble dabei, welches bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt war und stimmlich alle Voraussetzungen erfüllte.
Opulente Kostüme in bescheidenem Bühnenbild
Das Bühnenbild war bescheiden, ein paar Säulen links und rechts, ein paar Versatzstücke und einige Stühle. Praktisch erwies sich die geneigte Spielebene, das gab gute Sicht von allen Plätzen.

Neuer Schwung, alte Stärken
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Das ausgezeichnet disponierte Orchester agierte unter Miloslav Oswald mit sprühendem Temperament, von der allseits bekannten Ouvertüre bis zu den Rossini-charakteristischen, motorisch sich wiederholenden Streicher- und Bläserpassagen. Optisch eine Freude die verschiedenen Kostümvariationen. Dass ein Tourneetheater ein Sängerensemble in seinen Reihen hat, welches ohne Tadel auch die Nebenrollen optimal ausfüllt, ist selten. Mit großem ariosen Gesang konnten sie alle nicht brillieren, aber es war auch so eindrucksvoll genug. Dies gilt zuallererst für die liebreizende Ninette, ein lyrischer Sopran mit leichter Höhe und graziösem Spiel. Ein wunderbar fülliger Bass von großem Wohllaut, ihr Vater Fernando. Der Fiesling "Il Podesta" mit abgrundtiefem Bass und tollem Rollenspiel. "Pippo", eine Hosenrolle, wurde von einem Mezzosopran mit Wärme und Temperament verkörpert.
Die sogenannten kleinen Rollen waren adäquat besetzt. Dass ausgerechnet die "Diebische Elster", ein bunter Fantasievogel, quasi als Protagonistin gar nichts zu singen hatte, ist auch ein Novum in der Opernliteratur.