Oberallgäu (ho). Die meisten Christbäume nadeln schon kräftig, Lebkuchen, Spekulatius und Schokonikoläuse gibts zu Schleuderpreisen und die ersten Lichterketten werden wieder weggepackt die Weihnachtszeit geht ihrem Ende entgegen. Grund genug für uns, unsere Leser um eine kleine Bilanz zu bitten: Wie haben Ihnen die immer vielfältiger werdenden Dekorationen und noch üppiger leuchtenden, oft auch bunten Illuminationen in Fenstern, Gärten und an Häusern gefallen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, die wir gerne bis einschließlich 11. Januar veröffentlichen werden. Das Allgäuer Anzeigeblatt fragte vorab zwei bekannte Geistliche und einen dem heimatlichen Brauchtum besonders eng verbundenen Oberallgäuer nach ihrem Endruck von den Zeiterscheinungen rund ums Fest. Ein Verfechter (aber ohne Kreuzzug-Mentalität) des schönen alten Brauchs, den Christbaum erst am Heiligen Abend anzuzünden, ist Regionaldekan Peter Guggenberger. Und das ist für den katholischen Pfarrer von Oberstdorf nicht nur in der Kirche eine Selbstverständlichkeit, sondern so hält ers auch mit allen drei Lichterbäumen zwei davon auf dem Balkon im Pfarrhof. Dass viele Menschen das Fest nicht erwarten können und die Weihnachtsbeleuchtung schon in den Wochen zuvor brennen lassen, habe nichts mit Advent, jedoch mit der dunklen Jahreszeit zu tun, kann das Pfarrer Guggenberger schon ein wenig verstehen. Das sei ähnlich wie bei Laible und Glühwein, bei denen er selbst auch nicht so konsequent ist und sie schon am Ersten Advent probiert. Nicht so begeistert ist der Regionaldekan von der allenthalben heller und bunter werdenden Festbeleuchtung (fördern tu ichs nicht), während er von der um sich greifenden Santa Claus-Mode gar nichts hält. Kamikaze-Weihnachtsmänner Johannes Heidecker, Regionaldekan und evangelischer Pfarrer in Fischen, empfindet vor allem die an immer mehr Fassaden kletternden Kamikaze-Weihnachtsmänner schlimm. Nicht nur, dass sie im Allgäu deplatziert seien, sondern sie würden auch via Coca Cola die Bilder vom Heiligen Martin, dem Sankt Nikolaus und dem Weihnachtsmann völlig verwaschen.
Der Lichterschmuck an Privathäusern sei letztlich Gschmacksache, meint Dekan Heidecker, wobei manche Ketten oder neuerdings auch Teppiche durchaus schön sein könnten. Allerdings sollte sich auch diese Illumination ausschließlich auf die Advents- und Weihnachtszeit beschränken, betont Pfarrer Johannes Heidecker. Erlebnis geht verloren Dass er it viel von dem Micky-Mouse-Gschäft halt, daraus macht Eugen Thomma kein Hehl. Wo man geht und steht werde man berieselt, Supermärkte bieten bereits im September Klausenmännle an - alles sei eben nur noch Kommerz, kritisiert der Oberstdorfer, seit 36 Jahren Museumspfleger unterm Nebelhorn. Er ist sich aber auch bewusst, dass er da mit seiner Meinung gegen eine Wand läuft. Doch Thomma mag nun mal den Rummel nicht, der scho ins Amerikanische geht. Für ihn versinnbildlichen allein Christkindle, Klausen, Krippe und Christbaum die Weihnachtszeit. Dass auf vielen Christbäumen elektrisches Licht die Wachskerzen ersetzt hat, dafür hat der Museumspfleger der sein erstes buntes Licht, das geblinkt hat wie eine Warnanlage, in der Besatzungszeit erlebt hat - mit Blick auf die Sicherheit. Geschmacksache seis auch, wenn sich die Leute Lichterbäume in die Gärten stellen, allerdings dann nicht mehr, wenn die schon Ende Oktober brennen. Denn: Advent ist Advent und Weihnacht ist Weihnacht - und das eben nicht schon im Herbst. Er selbst möchte die Abende aus der Jugendzeit nicht missen, wenn der mit Spannung erwartete Augenblick kam und die Kerzen am Christbaum zum ersten Mal angezündet wurden, erinnert sich Eugen Thomma. Doch dieses Erlebnis, so bedauert er, sei den Kindern von heute, wo an jedem Hauseck a Baum steht, leider verloren gegangen. Schreiben Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns Ihre Meinung bis spätestens Freitag, 10. Januar, 12 Uhr unter Allgäuer Anzeigeblatt, Redaktion, Jahnstraße 4, 87509 Immenstadt, Telefax 08323-802180 oder E-Mail redaktion @ allgaeuer-anzeigeblatt. de