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Artikel: Zitherklänge, ein Blick und Amors Pfeil

16. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
christine rothauscher

Jubiläum Maria und Richard Hiller sind seit 60 Jahren verheiratet

Von christine Rothauscher |KemptenEine schlanke Frau mit großen dunklen Augen, neben ihr ein gestandener Mann - so zeigt das Hochzeitsfoto Maria und Richard Hiller. Auch heute, 60 Jahre später, sind die Diamant-Hochzeiter ein gestandenes und glückliches Paar, das sich am Jubeltag und bei Sektlaune bereits überlegte: "Was könnten wir die nächsten 60 Jahre machen?"

Klar, dass die Eheleute auch die zurückliegenden sechs Jahrzehnte voller Optimismus angegangen sind, davon erzählt ihr erstes Zusammentreffen. Im Spätherbst 1946 war das, und noch heute huscht ein warmes Lächeln über das Gesicht des 81-jährigen Ehemannes, als er sich erinnert, "wie wir uns bei Zither- und Gitarrenmusik im Haus von Freunden in die Augen gschaut haben". Maria Hiller (82) nickt verträumt und erzählt die "diamantene" Liebesgeschichte weiter: Dass am 14. August 1948 die Hochzeitsglocken in der Lorenzkirche läuteten und dass sie "vor lauter Aufregung" beinahe den Brautstrauß vergaß, der zuvor so schwierig zu bekommen war. Freilich, schließlich hatte das Paar vorab bei der Währungsreform pro Kopf gerademal 40 Deutsche Mark bekommen. Deshalb sei auch nur im kleinen Familienkreis gefeiert worden.

Glücklich waren die beiden trotzdem, "denn bei meinen Eltern wurden uns zwei Zimmer eingerichtet", weiß Richard Hiller noch genau.

Wenig glücklich verlief seine Kindheit und Jugend. Musste er doch bereits mit acht Jahren als Hütebub vom heimatlichen Bezau im Bregenzer Wald fort und als Zwölfjähriger der Not wegen mit dem Zug der "Schwabenkinder" nach Leutkirch gehen, wo er auf dem sogenannten "Kindermarkt" an einen Großbauern verdingt wurde. Traurigkeit klingt in seiner Stimme, wenn er von seinen täglichen 16 Arbeitsstunden erzählt und von seinem Dienstherrn, "der oft mit der Geißel zuschlug". Als er 14 Jahre alt war, siedelte seine Familie nach Kempten um und er begann im Allgäuer Überlandwerk eine Elektrikerlehre. Es folgten drei Jahre Kriegsdienst samt Gefangenschaft.

Maria Hiller ist in Wertach-Bichel geboren, arbeitete als Kontoristin, bis auch sie Kriegsdienst in einem Rüstungsbetrieb leisten musste. Später konnte sie wieder in ihrem Beruf bei der Spinnerei und Weberei Kempten arbeiten.

Doch offenbar drehte sich bei dem Ehepaar mit ihrer Heirat das Lebensrad auf "positiv". Richard Hiller schulte zum Röntgen- und Medizin-Elektriker um und arbeitete für eine Weltfirma bis zu seinem Ruhestand. Seine Ehefrau Maria arbeitete in Heimarbeit und übernahm zu Hause die Hauptrolle als Hausfrau und Mutter von zwei Söhnen (ein Sohn ist inzwischen verstorben). Seit 26 Jahren wohnt das Ehepaar Hiller in einer Eigentumswohnung an der Immenstädter Straße und ist sich im Rückblick einig: "Unser Leben war stets bescheiden, trotzdem sind wir rundum zufrieden."