Marktoberdorf/Ostallgäu | af | "Cool, dann kriegen wir die Zeitung ja umsonst." Das war die erste Reaktion der Schüler von Antje Bärnthol. Aber nicht die letzte: "Sie freuen sich schon auf ZISCH", sagt die Lehrerin, die an der Realschule Marktoberdorf das Projekt "Zeitung in der Schule" koordiniert. Gleich mit neun Klassen ist die Realschule dabei und es könnten noch ein paar mehr werden. Denn die Pädagogin ist überzeugte "ZISCHerin".
Für die ganze Region
Jungen Menschen die Zeitung an sich vorstellen, die Freude am Lesen wecken und zur Beschäftigung mit den vielfältigen Themen anreizen: Das sind nur einige Gründe, weshalb es das Projekt gibt. Antje Bärnthol hatte vor einem Jahr an einer Realschule in Kempten ZISCH mit einer neunten Klasse begleitet. Da wurden im Unterricht Reportagen verfasst, überarbeitet und für die Zeitung vorbereitet. "Schüler unterrichten Schüler", darüber hatten die Mädchen und Buben damals geschrieben und es begleitend fotografiert. "Die waren ganz stolz, als es veröffentlicht wurde." Nach ihrem Wechsel heuer an die Realschule Marktoberdorf warb sie auch dort für ZISCH - und fand überall Gehör.
Medienpädagogisch begleitet wird ZISCH vom Institut ProMedia. "ZISCH hat sich zu einer Bildungsinitiative für die ganze Region entwickelt", sagt Ralf Foltz von ProMedia.
Mit ihrer Klasse will Antje Bärnthol diesmal ein Buch besprechen und gleichsam als Inhaltsangabe eine Reportage schreiben lassen. Wie einen Zeitungsbericht sollen die Jugendlichen das Besprochene wiedergeben.

Lage inzwischen "ruhig"
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Die Lehrerin für Deutsch und katholische Religion weiß, dass nicht alle Schüler eine Zeitung zu Hause haben. Es gebe auch Kinder, die nie Zeitung lesen. Was schade sei. Denn gerade der Allgäu- und der Lokalteil vermittelten, "was hier läuft". Das Lesen könne das "Interesse an der Heimat", am Lebensraum der Kinder und Jugendlichen wecken. Das betreffe eine Polizeimeldung über einen Unfall in der Nachbarschaft ebenso wie die Politik, die im Rathaus gemacht wird.
Zugleich lernten die Schüler auf diese Weise kennen, wie unterschiedlich Themen aufbereitet werden können. So ließen sich die verschiedenen Stilarten herausarbeiten.
"Ich bin selbst begeistert", sagt Antje Bärnthol, "weil ZISCH mal was anderes ist als der normale Unterrichtsstoff." Nach ihrer Erfahrung verfolgen die Schüler das Geschehen auch nach ZISCH weiter.
Parallel dazu bietet die Lehrerin an der Realschule Zeitung auch als Wahlfach an. Acht Schüler der fünften bis zehnten Jahrgangsstufe treffen sich nachmittags und vertiefen ihre Zeitungsarbeit.
Doch ZISCH ende nicht in der Schule, sagt sie. Mehrmals sei sie sogar von Eltern darauf angesprochen worden, ob auch ihre Kinder an ZISCH teilnehmen werden. So ist "Zeitung in der Schule" schon beinahe ein Familienunternehmen.