Ab dem 15. Mai findet der Zensus 2022 in Deutschland statt. Bei dieser statistischen Erhebung soll ermittelt werden, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und wie sie arbeiten. Zu diesem Zweck werden sowohl Fragebögen verschickt, als auch Befragungen vor Ort durchgeführt.
Befragung alle zehn Jahre
Die EU verpflichtet die Mitgliedsstaaten, alle zehn Jahre ihre Bevölkerungszahlen zu erfassen. Die letzte Befragung fand im Jahr 2011 statt. Wegen Corona musste der Zensus auf 2022 verschoben werden. In erster Linie werden für die Erhebungen Daten aus Verwaltungsregistern genutzt. In Deutschland werden die Daten noch durch Befragungen in Kombination mit den Gebäude- und Wohnungszählungen ergänzt.
Unverzichtbar für die Demokratie
Im Rahmen eines Pressebriefings in Fürth am 9. März 2022 betonte Dr. Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik, dass der Zensus unverzichtbar für die Demokratie ist. "Denn in der Demokratie kann über die Verteilung politischer Teilhabe und finanzieller Ressourcen nur auf der Grundlage guter amtlicher Statistiken entschieden werden. Es gibt keine willkürlichen Entscheidungen irgendwelcher Autokraten, sondern es müssen parlamentarische Mehrheiten gefunden und es muss die Öffentlichkeit überzeugt werden", so Gößl in einer Pressemitteilung des Bayerischen Bundesamtes für Statistik. Unter anderem baut die Einteilung der Wahlkreise und Stimmkreise, sowie die Stimmverteilung im Bundesrat und der Finanzausgleich auf den Daten des Zensus auf.
Wer wird befragt?
Vor allem Bewohner und Bewohnerinnen von Gemeinschaftsunterkünften oder Wohnheimen werden in den Verwaltungsregistern nicht vollständig erfasst. Daher werden vor allem hier die Bewohner und Bewohnerinnen vor Ort befragt. Auch Justizvollzugsanstalten oder Krankenhäuser werden mit einbezogen, hier gibt allerdings die Einrichtungsleitung stellvertretend Auskunft. In Bayern werden insgesamt 6,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger befragt. Etwa 2,3 Millionen davon im Rahmen einer Haushaltsbefragung, 4 Millionen im Rahmen der Wohnungs- und Gebäudezählung.
Planung und Ablauf
Die Datenerhebung erfolgt vor Ort durch eine Befragung, die zwischen 5 bis 10 Minuten dauert. Im Vorfeld werden Terminankündigungsschreiben an die betroffenen Haushalte verschickt. Ein Erhebungsbeauftragter kommt dann ab dem 16. Mai in die Haushalte. Die Befragungsergebnisse halten sie auf einem Tablet fest. Im Oberallgäu werden beispielsweise etwa 100 Erhebungsbeauftragte zwischen 70 und 80 Haushalte besuchen. Auch eine Wohnungszählung wird durchgeführt. Eigentümer von Gebäuden und Wohnraum erhalten ebenfalls ein Anschreiben. Darin sind die Zugangsdaten zum Online-Fragebogen. Falls die Online-Umfrage nicht möglich ist, wird der Fragebogen in Papierform einige Wochen später zugeschickt. Die Ergebnisse der Befragung liegen wahrscheinlich Ende 2023 vor.
Stadt Kempten sucht noch Interviewer
Wer bei der Befragung mithelfen will, hat in Kempten dazu noch die Gelegenheit. Die Stadt sucht noch kurzfristig Erhebungsbeauftragte. Voraussetzung ist Zuverlässigkeit, Volljährigkeit und zeitliche Flexibilität. Die Aufgabe ist ehrenamtlich, wird aber mit einer, laut Pressemitteilung, "attraktiven Aufwandsentschädigung" vergütet. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich telefonisch unter (0831/2525-1840) oder per E-Mail (zensus2022@kempten.de) als Interviewer in der Erhebungsstelle Kempten registrieren.
Welche Daten werden erhoben?
Folgende Daten werden erhoben:
- aktuelle Bevölkerungszahlen
- Alter, Geschlecht und Staatsbürgerschaft
- Wohn- und Wohnraumsituation, sowie die Wohnraumgröße
Wichtige Hinweise
- Die Interviewer und Interviewerinnen zeigen immer unaufgefordert ihre Ausweise.
- Die Befragung muss nicht in der Wohnung stattfinden. Erhebungsbeauftragte haben laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik keinen Anspruch darauf, in die Wohnung hineingelassen zu werden.
- Im Rahmen der Gebäude- und Wohnungszählung finden keine persönlichen Interviews statt.
- Die Interviews starten nicht vor dem 16. Mai. Wer vorher Besuch bekommt, hat es möglicherweise mit Trittbrettfahrern zu tun, die die Befragungen für kriminelle Zwecke missbrauchen.