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Zeichen setzen gegen das Verbrechen

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Zeichen setzen gegen das Verbrechen

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    Mauerstetten-Steinholz (fk). - Ein erschreckendes Merkmal eines wieder aufflackernden Antisemitismus sahen die Veranstalter der alljährlichen Gedenkfeier am KZ-Friedhof in den jüngsten Äußerungen des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann und des inzwischen entlassenen Brigadegenerals Reinhard Günzel. Zu der Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Menschenrechtsorganisation amnesty international eingeladen. In einem Fackelzug zogen die Teilnehmer, unter ihnen der CSU-Landtagsabgeordnete Franz Pschierer, Bürgermeister Alexander Müller (Mauerstetten) und Kaufbeurens Altoberbürgermeister Rudolf Krause, zu der Gedenkstätte am Ortsrand von Steinholz. DGB-Regionsvorsitzender Karl-Heinz Schmidt bezeichnete es in seiner Begrüßung als hoffnungsvolle Ermutigung, dass sich eine so große Zahl jugendlicher Teilnehmer für die Geschichte des Dritten Reiches, vor allem aber auch für die Menschenschicksale in dieser Zeit interessiere. Dr. Rüdiger Jonas, der Sprecher von amnesty international, erinnerte an die 1948 von den Vereinten Nationen beschlossene Menschenrechtskonvention, die eigentlich hätte verhindern sollen, dass sich Verletzungen der Menschenwürde wiederholen. Doch habe sich der Einsatz von amnesty international als dauernde Aufgabe herausgestellt. Mauerstettens Bürgermeister Alexander Müller berichtete vom Besuch eines Holocaust-Überlebenden aus den USA sowie Angehöriger von früheren Häftlingen aus Israel, deren Schilderungen immer wieder erschütternd seien.

    Die Bewohner von Mauerstetten hätten in jener Zeit das Los der Inhaftierten zu lindern versucht, doch seien ihnen Zuwendungen bei Androhung der Todesstrafe verwehrt worden. Nach einer Darbietung des Flötenensembles der städtischen Musikschule steuerte die Theatergruppe 'Moskito' des Jakob-Bruckner-Gymnasiums mit Auszügen aus dem Stück 'Andorra' des Schweizer Dramatikers Max Frisch einen eindrucksvollen themabezogenen Beitrag bei. Dr. Barbara Distel, die Leiterin des Dokumentationszentrums im Konzentrationslager Dachau, der ersten von den Nationalsozialisten errichteten Internierungsstätte im Reichsgebiet, nannte diese Gedenkveranstaltung 'ein Zeichen setzen gegen das Vergessen'. Sie wisse, dass sowohl die Einwohner von Dachau als auch weite Bevölkerungsteile im Lande das heute Unfassbare am liebsten verdrängen würden. Doch erst die schonungslose Wahrheit und das Erinnern an die menschenunwürdigen Vorgänge böten die Gewähr dafür, dass die Achtung vor der Menschenwürde als ein hohes Gut geschätzt werde, für das sich ein Einsatz lohne. DGB-Kreisvorsitzender Paul Meichelböck wies in seinem Schlusswort auf eben diese auferlegte Verpflichtung hin, den Toten zum Gedenken und den nachfolgenden Generationen zur Mahnung diese Feierstunde zu veranstalten. Jüngste Vorgänge hätten die Notwendigkeit wieder bestätigt. In der anschließenden DGB-Bildungsveranstaltung im Gasthof 'Sonnenhof' erläuterte Distel die Konzeption des Dokumentationszentrums, das neben den vielen Einzelbesuchern vor allem auch Schulklassen Einblick in Ideologie und Praktiken des NS-Regimes geben soll. Die Sensibilisierung für das Unrecht sei dabei eine wesentliche Aufgabe, sagte sie.

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