Von Günter Walcz, Memmingen/Unterallgäu - Wie der Streit zwischen den bayerischen Zahnärzten und den Ersatzkrankenkassen letztlich ausgeht, steht noch in den Sternen. Klar sei dagegen, so der Zahnarzt-Obmann für Memmingen/Mindelheim, Dr. Karlheinz Wassermann, dass sich die rund 70 heimischen Zahnmediziner den Vorschlägen ihrer Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZVB) anschließen und Ersatzkassen-Patienten ab Montag nur noch gegen Rechnung behandeln werden. Bei dem Streit geht es in erster Linie darum, dass die bayerischen Zahnärzte mit dem Abrechnungsmodus der Ersatzkassen (zum Beispiel DAK, Barmer, Techniker-Krankenkasse, KKH) nicht einverstanden sind. Selbst Schiedssprüche von neutralen Schlichtern hätten die Ersatzkassen nicht zum Einlenken bewogen, sagt die KZVB. Als Folge erkennen die Zahnärzte ab Montag die Patienten-Chipkarten der Ersatzkassen nicht mehr an. Stattdessen stellen sie ihnen nach der Behandlung Rechnungen aus, die zunächst beglichen werden müssen. Die Patienten können sich ihr Geld dann von den Ersatzkassen zurück holen.
'Stimmung nicht gut' 'AOK- und Betriebskassen-Patienten sowie auch die der landwirtschaftlichen Krankenkassen werden wie bisher abgerechnet, weil deren Versicherer sich korrekt verhalten', so Dr. Wassermann. 'Unsere Stimmung ist nicht gut', sagt Dr. Hans Lohr aus Markt Rettenbach, 'mit den gesetzlichen Krankenkassen haben wir überhaupt keine Probleme, sondern nur mit den Ersatzkassen. Was wollen wir machen, wenn die sich nicht einmal an Schiedsgerichtsurteile halten?' Natürlich werde er bei den Maßnahmen der KZVB mitmachen, so Dr. Lohr. 'Viele Kollegen haben ein ungutes Gefühl bei der Aktion der KZVB', sagt ein Zahnmediziner, der namentlich nicht genannt werden möchte. Man fühle sich in erster Linie den Patienten verpflichtet und für diese sei der Weg über die Chip-Karte der einfachste gewesen. Das zu ändern bedeute für die Zahnärzte einen großen Mehraufwand und Diskussionen mit den Patienten. Abzusehen sei, dass sich weder die Ersatzkassen noch die KZVB bewegen würden, so der Zahnarzt. 'Die derzeitige Situation ist untragbar, und deshalb ist ein geschlossenes Auftreten der Zahnärzte notwendig', sagt Dr. Klaus Rüßmann aus Memmingen. 'Eigentlich ist das, was ab Montag praktiziert wird, für uns lästig, weil wir einen erhöhten Verwaltungsaufwand haben werden. Es handelt sich aber um eine Notmaßnahme, weil die Ersatzkassen keine Regelungen anerkennen', sagt Dr. Manfred Köhler, Memmingen. 'Wir werden unsere Versicherten nicht im Stich lassen', beteuert indes die Bezirksgeschäftsführerin der DAK, Brigitte Abrell: 'Sollten die Zahnärzte die Behandlung auf unsere Chipkarte verweigern und den Patienten Privatrechnungen aufzwingen, wird die DAK diese begleichen. Es darf nicht sein, dass Kranke zum Opfer einer rechtswidrigen Kampagne der KZVB werden. Für die Zahnarztfunktionäre ist der Versicherte nur Spielball.'