"Verschiedene" - mit diesem Wort werden bei der Kemptener Stadtverwaltung mittlerweile über 20000 Menschen unter dem Begriff Religionszugehörigkeit geführt. Das sind diejenigen, die keiner der beiden großen Religionen angehören. Doch wie viele von ihnen sind Mitglieder nicht-christlicher Gemeinden?
Islam: In Kempten gibt es nach Einschätzung des Dachverbands Türkischer Vereine rund 3500 Muslime. Nur ein Teil von ihnen ist organisiert. Die Moschee in der Füssener Straße wird nach Angaben von Mehmet Yalcin vom Dachverband von rund 1000 Gläubigen besucht. Zur Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs kommen rund 400 Moslems. Im Gebetshaus des Integrations- und Bildungsvereins treffen sich ungefähr 360 Moslems. "Zu den nicht organisierten Moslems zählt außerdem eine Alevitengemeinschaft", sagt Yalcin. Insgesamt wachse die Zahl der Moslems in Kempten durch Geburten und Zuzüge langsam aber stetig. In den vergangenen zehn Jahren sind laut Yalcin rund 1000 hinzugekommen. Deutsche, die zum Islam konvertieren, gebe es dagegen nur selten in Kempten.
Buddhismus: Die Buddhisten in Kempten lassen sich nicht genau zählen. Es gibt verschiedene Richtungen, die in zahlreichen Gruppen auch über die Stadtgrenzen hinaus organisiert sind. Allein das Buddha-Haus in Uttenbühl bei Oy-Mittelberg hat rund 500 Vereinsmitglieder, berichtet die dort tätige Inge Dilg. Die Mitglieder seien jedoch nicht alle aus der Region, sondern kämen aus allen Himmelsrichtungen. Zum Zentrum des Theravada-Buddhismus gehört zudem ein kleines Kloster in Buchenberg/Eschach.
Außerdem, erläutert Rudi Fischer, sind viele Buddhisten nicht in Vereinen organisiert und es gibt zahlreiche Interessierte. Fischer leitet die 25 bis 30 Mitglieder zählende Kemptener Diamantweggruppe. Zu dieser Linie gehört auch das buddhistische Zentrum in Schwarzenberg mit rund 60 Mitgliedern.
"Ich sehe einen gewissen Trend zum Buddhismus" sagt Fischer, der von wachsenden Zahlen berichtet.
Zum engeren Kreis der Kemptener Zen-Gruppe zählen laut Zenmönch Helmut Bräuer rund 20 Personen. Dabei, so Bräuer, entfalte der Buddhismus durch zunehmendes Interesse eine Eigendynamik und es entstünden immer mehr voneinander unabhängige Gruppen.
Judentum "Die Zahl der Juden in Kempten kann man an einer Hand abzählen", sagt Maria Lancier. Allerdings vermutet die Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, dass noch weitere aus der ehemaligen Sowjetunion nach Kempten kamen, die aber nicht gläubig sind. Anlaufpunkt für alle religiösen Juden aus Bayrischschwaben sei die Synagoge in Augsburg. 1933, zu Beginn der Nazi-Diktatur, lebten noch 62 Juden in Kempten.