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Wünsche in die Salbe rühren

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Wünsche in die Salbe rühren

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    Tilmann Schlosser vom Artemisia zeigt Kindern das Salbenkochen Stiefenhofen (sb). Was ist das Wichtigste in einer Blütenheilsalbe? Ganz klar, die Blüten. Um eine hochwertige Salbe herstellen zu können, muss man dahin, wo es die richtigen Pflanzen zu pflücken gibt. Im Gänsemarsch folgen zehn Kinder Tilmann Schlosser, dem Leiter des Kräutergartens Artemisia in Hopfen, zum großen Gewächshaus. Hier wächst die Ackerringelblume. Viel kleiner sind die Blüten, als die der großen Schwester, der Ringelblume. Aber ihr Orange leuchtet bereits von Weitem. Am Boden hockend knipsen die jungen Blütensammler die kleinen Köpfchen der Pflanze ab und verstauen sie im Korb..

    Es geht weiter in den riesigen Garten des Kräuterhofes. Was jetzt noch fehlt, sind Gundermann und Gänseblümchen. Auch wenn die achtjährige Floris 'schon ein bisschen weiß, wie man Salben kocht', möchte sie heute noch mehr darüber lernen. 'Immer schön die Augen offen halten und alles pflücken, was wir gebrauchen können', ermuntert der Heilpflanzen-experte seine Lehrlinge. Auf der Suche nach Blüten Gespannt, ob jemand die richtige Antwort weiß, deutet Schlosser auf eine Pflanze und fragt nach ihrem Namen. Ein Haselnussstrauch ist das, weiß der sechsjährige Pius, weil er zu Hause im Garten auch so einen hat. Blick nach links unten, Blick nach rechts unten - immer auf der Suche nach den noch fehlenden Blüten - folgen die Mädchen und Buben Tilmann Schlosser. Bei jedem Halt erfahren die wissbegierigen Jung-Botaniker, wogegen etwa Spitzwegerich, Baldrian und Beifuß helfen. Jetzt liegen genug Blüten in den Körben - gelbe Ackerringelblumenblüten, weiße Gänseblümchenblüten und fleischige Stängel des violettfarbenen Gundermanns. Also zurück ins Haus und los: Im Halbkreis setzen sich die Nachwuchs-Köche um einen großen Topf herum. 'Pflanzen und Finger müssen sauber sein', mahnt Schlosser. 'Außerdem ist es wichtig, sich völlig auf das Salbenkochen zu konzentrieren. Deshalb: zu Hause den Fernseher ausmachen'. Ab jetzt ist Ausdauer gefragt und es heißt rühren, rühren, immer weiter rühren - fast eine halbe Stunde lang. Sobald das Olivenöl heiß genug ist, 'nicht zu sehr kocht, sondern nur ein bisschen brodelt', wirft jedes der Kinder ein paar der selbstgesammelte Blüten in den Topf und gibt 'all seine Wünsche mit hinein, damit die Salbe heilt und hilft'. Gespannt starren alle auf den Topf und warten. Die bunten Blüten schwimmen oben auf dem Öl, ein leises Zischen und Glucksen ist zu hören. Nach einer Weile haben die nun matschigen und ausgekochten Blüten 'ihre ganze Kraft auf das Öl übertragen', wie Schlosser erläutert. Mit Hilfe eines jungen Assistenten gießt der Salben-Chefkoch das Öl ab und filtert dabei die Pflanzenteile heraus. Was jetzt noch fehlt, ist Wachs. Es sorgt später für die nötige Festigkeit der Salbe. Vorsichtig fasst jedes Kind in einen Sack hinein, der mit gelben, fein duftenden, kleinen Bienenwachskügelchen gefüllt ist. 'Nicht zu viele, sonst wird unsere Salbe zu hart', bremst Schlosser den Eifer seiner Lehrlinge. Die Kinder werfen reihrum etwas Wachs in das heiße Öl. Dabei darf das Rühren nicht vergessen werden. Und noch ein bisschen rühren - fertig. Abgefüllt in kleine Gläschen, nehmen alle am Ende des Kurses ihre Salbe mit nach Hause.

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