Betzigau | kep | Das Thema Windkraft sorgte in den vergangenen Wochen für einigen Wirbel in der Gemeinde Betzigau. Grund dafür ist die PEESA-Studie (siehe Infokasten), die das Allgäuer Überlandwerk (AÜW) in Auftrag gegeben hat und die den Höhenzug östlich von Betzigau als geeigneten Standort für Windkraftanlagen ausweist. Wie berichtet, hatte der Gemeinderat im November dazu bereits zwei Experten gehört, die einerseits die Argumente pro Windkraft (Gerhard Juli vom AÜW) und andererseits die Gegenargumente (Ingenieur Johann Waldmann) beleuchteten.
Am Mittwochabend diskutierten die Betzigauer nun untereinander - wieder im Beisein von Juli und Waldmann - über die Ergebnisse der Studie. Die frisch gegründete "Initiative Landschaftsschutz Kempter Wald und Allgäu" (ILKA) hatte eingeladen. Initiatorin Marika Faulhaber zeigte Landschaftsaufnahmen rund um die Gemeinde und stellte klar: "Hier kann man noch ohne ein Auto zu hören spazieren gehen und hat einen wunderbaren Blick von der Hohen Schulter. So hätten wir es gerne erhalten." Bevor weitere der zahlreich erschienenen Bürger zu Wort kamen, trug der ehemalige Siemens-Mitarbeiter Waldmann noch einmal ausführlich vor, warum Windräder in ganz Bayern aus seiner Sicht weder wirtschaftlich noch umweltverträglich seien. "Auch unter dem Gesichtspunkt Versorgungssicherheit fällt die Windkraft durch.
" Vom AÜW war auch dessen Geschäftsführer, Michael Lucke, der Einladung ins Gasthaus Mittelallgäu nach Hauptmannsgreut gefolgt. Stand vorher noch die Zahl von 143 neuen Windkraftstandorten im Oberallgäu im Raum, stellte Lucke jetzt klar: "Wir halten in den nächsten fünf bis zehn Jahren zehn Windpark-Standorte im nördlichen Oberallgäu mit jeweils ein bis vier Windrädern für entwicklungsfähig". Selbstverständlich werde das AÜW das momentan ausgewiesene Ausschlussgebiet des Regionalen Planungsverbandes berücksichtigen (siehe Grafik) und weiter den Dialog mit den Bürgern suchen. Mehrfach verwies Lucke auf die Gemeinde Wildpoldsried, wo die Bürger gezeigt hätten, "was möglich ist in Sachen regenerativer Energien."
Widerspruch erntete Lucke vom Vorsitzenden des Heimatbundes, Karl Stiefenhofer, der Windrädern nichts Schönes abgewinnen kann: "Landschaft ist unser Kapital im Allgäu und Windräder lösen kein einziges Problem." Auch Kreisheimatpflegerin Ingrid Müller sprach sich dagegen aus und warnte davor, gar Richtlinien zu verändern, um allerorten Windräder aufzustellen. Als "frappierend" bezeichnete Wilfried Heesen die Pläne des AÜW: "Im ganzen Land sind Fotovoltaik und Wasserkraft Erfolgsmodell für erneuerbare Energien, nur das Allgäu setzt plötzlich auf Windkraft." Andere, die sich zu Wort meldeten, befürchteten, "entwurzelt" zu werden, sollte die Landschaft mit Windrädern "verschandelt" werden. "Wir sind nicht am Ende der Diskussion", sagte Bürgermeister Roland Helfrich und kündigte weitere Gesprächsrunden mit Bürgern und Experten an.