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Wohnen im Schatten der Burg

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Wohnen im Schatten der Burg

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    Sulzberg (hä). - Wohnen am Fuß einer Burgruine - das soll künftig in Sulzberg möglich sein: Am südwestlichen Ortsrand ist ein Baugebiet mit 26 Bauplätzen für Einheimische geplant (wir berichteten). Der Gemeinderat stellte nach fünfstündiger Sitzung im 'Hirsch' entscheidende Weichen für das Projekt, nachdem er zuvor die Einwendungen von Bürgern, Behörden und Verbänden erörtert hatte. Zudem tauften die Räte das Baugebiet 'Burgweg-West' in 'Schellenbergstraße' um. Im Rahmen einer vorzeitigen Bürgerbeteiligung konnten sich Bürger und Träger öffentlicher Belange zu Bebauungsplanentwurf und Flächennutzungsplan-Änderung äußern. Die verantwortlichen Planer Hermann Rueß (Sulzberg), Florian Sigmund (Altusried) sowie Peter Jellen und Claudius King (Kempten) stellten im proppenvollen 'Hirsch'-Saal Details der Planung vor. Dabei konnten sie manche Bürger-Sorge ausräumen - etwa bei den Anliegern der Straße 'Am Burgberg'. Denn die überarbeitete Planung sieht vor, die künftige Schellenbergstraße über den 'Teufelsbuckel' zu führen und an die Martinszeller Straße anzubinden (Graphik). Zunächst war eine weitere Anbindung des Baugebietes an die enge Straße 'Am Burgberg' ohne Gehwege geplant. Fußgänger seien dann gefährdet, ein Verkehrschaos vorprogrammiert, wurde befürchtet. Nun soll nur eine schmale Querspange, die für Sonderfahrzeuge wie Sankas oder Schneepflüge reserviert ist, die beiden Straßen verbinden. Weiterer Kritikpunkt: die angebliche Verschandelung des Landschaftsbildes am Burghang, die rund 100 Bürger in einer Unterschriftenaktion monierten. In die gleiche Kerbe schlug die Interessengemeinschaft (IG) Burgweg. Sie will den romantischen Weg zur Burg, der in einer Länge von 150 Meter der Bebauung zum Opfer fallen soll, erhalten. Bürgermeister Thomas Hartmann äußerte Verständnis und räumte ein, dass der romantische Eindruck möglicherweise verändert werde.

    'Doch die geplante Bepflanzung kaschiert den Eingriff nach Jahren so, dass die Bebauung sich in die freie Landschaft einfügt', erläuterte er. Gewichtiges Argument für das Baugebiet seien die über 130 Bewerbungen einheimischer Bauwerber. Das Baugebiet sei 'überflüssig wie ein Kropf', hielt der Bund Naturschutz der Gemeinde vor. Denn laut Flächennutzungsplan seien im Gemeindegebiet über zwölf Hektar Bauland ausgewiesen, doch nur knapp drei Hektar seien verbaut. 'Das stimmt im Grund', so Hartmann. Übersehen werde jedoch, dass die Grundeigentümer ihre Grundstücke derzeit nicht verkaufen wollten. Harsche Proteste kamen von Anliegern der Martinszeller Straße. Schon die bisherige Verkehrsbelastung vor allem durch das Gewerbegebiet sei 'nicht mehr zumutbar'. Und darauf solle nun noch mehr Verkehr 'aufgesattelt' werden, ärgerte sich Sonja Schrägle. Werner Lehnberger, beim Landratsamt für Immissionsschutz zuständig, bestätigte, dass die Anlieger laut Messungen bereits jetzt das Doppelte des Grenzwertes erdulden müssten. Angesichts dieser Werte sei der Verkehr aus dem neuen Baugebiet aber zu vernachlässigen. Schrägle forderte zudem die seit 1980 zugesagte Ortsumgehung. 'Es kommt nur eine großräumige Umfahrung von Sulzberg in Frage', bat Hartmann um Geduld. Doch dazu fehlten zur Zeit Grundstücke und Finanzen. 'Wenn ich sehe, wie bei jedem Beschluss die Hände der Räte ohne Widerrede hochfahren, kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass das Baugebiet einfach durchgeboxt werden soll', warf eine andere Zuhörerin dem Gremium vor. Dagegen verwahrte sich der Rathauschef: Einigkeit herrsche nur, weil die Einwendungen zuvor in mehreren Sitzungen intensiv abgewogen worden seien.

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