Eisenberg (ha). - Ist das der Käfer aus dem Kino? Jung und Alt kriegen große Augen, wenn Marc Abd-el-Jaleel durch Hopferau nach Füssen fährt. Der Herbie mit der Nummer 53 ist aber nur eines von vielen Kultautos aus dem Hause VW, die von ihren stolzen Besitzern in mehreren hundert Stunden harter Arbeit wieder flott gemacht wurden. Wo das kleine technische Wunder möglich wird, wissen inzwischen nicht nur die Allgäuer, sondern auch Käfer-Fans aus Berlin, München oder Kiel: In der Werkstatt von Abd-el-Jaleel in Eisenberg. Um von Füssen nach Eisenberg zu gelangen, benutzen wir - selbstverständlich - einen flotten Käfer. Hier draußen sagen sich zwei Hunde namens Romeo und Julia gute Nacht. Angekommen, müssen wir nicht einmal hupen. Abd-el-Jaleel erwartet uns schon am Tor. Der Werkstattchef sieht so ölverschmiert aus, wie man sich einen Automobilmechaniker vorstellt. 'Jetzt denken Sie bestimmt, ich mache alles alleine', begrüßt er uns. 'Nein, die VW-Besitzer legen alle selbst Hand an. Auch, um die Kosten für die Wiederherstellung ihres geliebten Autos möglichst niedrig zu halten.' Seine Aufgabe bestehe darin, Kunden zu betreuen, den Reparaturverlauf zu organisieren und Ersatzteile zu besorgen.
300 Arbeitsstunden notwendig Wir schauen uns in der Werkstatt um. Ein Cabriolet - es war mal eins! - sieht so aus, als würde es niemals fertig werden. 'Rund 300 Arbeitsstunden kann es dauern, bis wir einen solchen Wagen wieder fahrtüchtig haben', erklärt der frühere Student, der dann doch nicht Wirtschaftsingenieur werden wollte. Abd-el-Jaleel kam 1967 in Ludwigshafen als Sohn eines Paares mit Wurzeln in Deutschland und Palästina zur Welt. Der 'Diener des Herrn' - so die Übersetzung seines Nachnamens - fand seinen Traumberuf nach längerem Suchen sozusagen direkt auf der Straße - und beim Herumbasteln in der Garage. Aus dem Produktionsjahr 1966/67 seien verschiedene Teile nicht mehr lieferbar - heißt es. 'Das ist eine echte Herausforderung. Ich mache mich auf die Suche oder lasse mir etwas einfallen, um das Problem fachmännisch zu lösen.' Da er jede Käfer-Schraube kennt, Geschick und Fantasie hat, laufen die Kultfahrzeuge jetzt wieder - freilich nicht vom Band wie zuletzt im Januar 1978 in Emden. Heute sind sie wahre Prachtstücke in Einzelanfertigung.
Bis 1980 in Osnabrück gebaut 'Das Cabriolet wurde noch bis 1980 bei Karmann in Osnabrück gebaut.' Wir reden über die Geschichte des Käfers, die anfangs alles andere als eine Erfolgsstory war. Den Ausflug zurück zu Hitlers 'Kraft durch Freude' (Kd F)-Wagen sparen wir uns. Begeistert erzählt der VW-Käfer-Fan von seinem ersten Auto nach der bestandenen Führerscheinprüfung. Man muss nicht lange raten, um welches Modell es sich damals gehandelt haben dürfte. 'Alle fuhren Käfer! Wer konnte sich schon einen Mercedes leisten?' Abd-el-Jaleels Herbie war dieses Jahr bei der Käfer-Parade in Berlin dabei. Die Strecke, die von Nummer 53 zurück gelegt wird, ist nicht immer so lang. So rollte Herbie vor kurzem vors Füssener Alpenfilmtheater, als 'Ein toller Käfer startet durch' über die Leinwand flimmerte. Beruflich muss der Wahl-Füssener sehen, wie er über die Runden kommt. Seine Lebensgefährtin - er lernte sie natürlich bei einem Käfer-Treffen kennen - arbeitet ebenfalls, so dass es den vierjährigen Zwillingen Vivien und Viola an nichts fehlt. Sie besuchen den Papa gerne in Eisenberg. Den Zug, der stündlich an der idyllisch gelegenen Werkstatt vorbei fährt, beachten die beiden Mädchen nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt den Käfern. 'Du Papa, da kommt der Andi', ruft die kleine Viola. Erkannt hat sie ihn am Wagen. Der Andi ist nicht allein zum Fachsimpeln über Autos gekommen - er hat auch Zeit zu spielen und hilft den Nachwuchs-Rennfahrerinnen im Mini-Modell um eine Kurve.