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Wo man evangolisch oder kathelisch ist

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Wo man evangolisch oder kathelisch ist

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    Bereits seit 25 Jahren gibt es den ökumenischen Seniorenkreis im Haken. Von Erhard Heinzmann Kaufbeuren Diavorträge, Tanzen im Sitzen, Meditationen, Gedächtnistraining, Ausflüge, Singnachmittag ­ das Programm unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was auch andere Organisationen für alte Frauen und Männer anbieten. Gleichwohl sind die Seniorennachmittage im Stadtviertel Haken etwas Besonderes: Seit über 25 Jahren werden sie von einem 'Ökumenischen Seniorenkreis' organisiert.

    Die 'geistigen Väter' waren damals zwei junge Pfarrer gewesen: Karl-Christian Götzger von der evangelischen Gemeinde und Günther Weber, der auf seine Bewerbung hin ab September 1973 die Kuratie St. Peter und Paul in dem schnell wachsenden neuen Stadtviertel Kaufbeurens leitete. 'Der ökumenische Gedanke lag damals irgendwie in der Luft', erinnert sich Weber (62), der heute Pfarrer in Unterthingau ist, 'wir beide haben damals auch darüber gesprochen, ein gemeinsames ökumenisches Zentrum zu bauen.' Die Idee, die sie ihren jeweiligen Kirchenoberen vortrugen, ließ sich aber nicht verwirklichen: 'Schon mit der Kostenaufteilung wäre es kompliziert geworden. Außerdem hatten wir schon ein Grundstück, auf das 1975 zunächst eine Notkirche hin kam.'

    Das katholische Pfarrzentrum an der Barbarossastraße mit Kirche St. Peter und Paul wurde von Juni 1977 bis Herbst 1978 gebaut. Im Oktober 1978 erfolgte die kirchenrechtliche Erhebung der Kuratie zur Pfarrei. Zu diesem Zeitpunkt stand einige hundert Meter entfernt an der Markgrafenstraße das evangelische Gemeindehaus bereits vier Jahre. Der Fertigbau im Bungalowstil war nach dem Gelehrten und Pfarrer Jakob Brucker benannt worden, der von 1724 bis 1744 in Kaufbeuren wirkte.

    Zur Einweihung des Jakob-Brucker-Hauses im Oktober 1974 schenkte die katholische Nachbargemeinde ein Altarkreuz. Das Haus wurde zur ersten Begegnungsstätte für den Ökumenischen Seniorenkreis. Später kam der Pfarrsaal in St. Peter und Paul dazu, der mit seiner Bühne auch als Theatersaal genutzt werden konnte. Neben der Theatergruppe bildete sich auch ein Chor, die 'Brucker-Amseln'. Vertiefte religiöse Gespräche gab es regelmäßig in einem Bibelkreis.

    Zweimal pro Woche

    Das aktuelle Programm für das erste Quartal 2000 enthält wie gewohnt für jeden Dienstag- und Donnerstagnachmittag eine Veranstaltung in einem der beiden Gebäude. Neben den jetzigen Pfarrern Günther Rehle und Ralph-Gunter Nebas wirkten an der Programmfestlegung auch der frühere Arzt Dr. Hermann Niklas und Maria Fischer, die in der Pfarrei auch für den katholischen Frauenbund zuständig ist, mit.

    Alle vier 'Programm-Macher' haben auch selbst die Hauptrolle an einigen Nachmittagen übernommen. Bei einem Lichtbildervortrag von Niklas Mitte Januar über besondere Veranstaltungen im Vorjahr wie Fasching, Sommerfest, Nikolausfeier waren fast alle 60 Plätze an den drei langen Tischreihen im Pfarrzentrum besetzt.'Solche Themen locken natürlich mehr Publikum an, als mein heutiger Vortrag über das Fest Mariä Lichtmess', erklärt Pfarrer Rehle zwei Wochen später den deutlich schwächeren Besuch von zirka 17 Frauen und drei Männern.

    Sorgen um den Fortbestand des Ökumenischen Seniorenkreises gibt es in dem Stadtviertel, das mittlerweile rund 5000 Einwohner hat, nicht. 'Im Haken ist man evangolisch oder kathelisch. Das ist hier so', mit diesem Wortspiel kennzeichnet der seit über 30 Jahren im Haken lebende Niklas die ökumenische Einstellung unter den Christen. 'Einfach zusammenleben und zusammenwirken, den anderen in seiner Eigenart respektieren', das ist für Pfarrer Weber auch in Zukunft die Basis für gelungene Ökumene.

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