Weiler | Von Benjamin Schwärzler: Wo Kalle Riedle das Pokalstemmen übte

20. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
thomas gretler

Fußball - Dieter Wiedemann organisiert seit 1979 das Hallenturnier der Volksschule Weiler mit Mannschaften aus dem ganzen Allgäu - In dieser Zeit hat er 2000 junge Fußball - er gesehen

Fast fünf Minuten hat es gedauert, ehe Samuel Riegger endlich das erlösende 1:0 erzielte. Er selbst packte noch zwei weitere Treffer drauf, und dank eines weiteren Tores von Felix Einsle besiegte die Mannschaft des Gymnasiums Lindenberg im Endspiel des Einladungsturniers der Volksschule die Realschule Lindau mit 4:1. Die Gymnasiasten reihten sich mit ihrer Titelverteidigung in eine Reihe bekannter Namen ein.

1993 beispielsweise stand mit Christian Rasch ein Spieler in der Siegermannschaft, der später beim TSV 1860 München und SSV Ulm 1846 kickte. Noch eine Stufe weiter schaffte es Markus Miller. Der heutige Bundesligaprofi des Karlsruher SC führte 1995 mit seinen Paraden die Realschule Lindenberg auf Platz 1, die mit elf Erfolgen auch Rekordsieger des Turniers ist. Und dann wäre da natürlich noch Karlheinz Riedle, der 1980 ebenso einen Pokal in Händen halten durfte wie zehn Jahre später nach dem gewonnenen WM-Finale in Rom.

Nicht nur angesichts dieser prominenten Akteure ist das Schulturnier, das die Volksschule seit 1979 ausrichtet, ein ganz Besonderes.

Aus Freude über die gerade erst neu gebaute Schulturnhalle kamen die damaligen Lehrer Dieter Wiedemann und Uli Failenschmid, beide auch aktive Fußballer, auf die Idee, ein Turnier für Schulen aus dem ganzen Landkreis Lindau sowie Ober- und Unterallgäu auszurichten. Befreundete Lehrer wurden angeschrieben, die Reaktionen waren positiv - und mittlerweile ist das Turnier aus dem Jahreskalender der Sportlehrer nicht mehr wegzudenken. Über 2000 junge Fußballer sind seitdem hier auf Torejagd gegangen.

Das ist vor allem dem Engagement von Dieter Wiedemann zu verdanken, der das Turnier heuer zum 30. Mal in Folge verantwortlich organisiert hat.

Neben der Freude am Toreschießen sieht er in der Veranstaltung durchaus auch einen pädagogischen Wert und "integrativen Charakter": Schüler aller Schularten treffen aufeinander und Buben, die sonst in konkurrierenden Vereinen spielen, kicken miteinander. Was für Erwachsene eigentlich kein Problem ist, ist bei pubertierenden Jugendlichen nicht immer ganz einfach. Dort sind die (fußballerischen) Scheuklappen meist noch etwas enger geschnallt, der Lokalrivale bleibt eben der Lokalrivale. Bei solchen Turnieren lernen die Nachwuchskicker, das es auf dem Platz nur gemeinsam geht.

Die guten Kontakte, die Dieter Wiedemann hat, die er hegt und pflegt, helfen ihm, das Turnier weiter attraktiv zu halten - und es ist auch nicht ganz selbstverständlich, dass Schüler und Lehrer nach Unterrichtsende in Sachen Schule unterwegs sind. Deshalb, so bedauert Wiedemann, seien heutzutage auch kaum mehr Zuschauer da. "Früher sind die Schüler nachmittags gekommen und da geblieben. Heuer sind fast nur noch die Spieler da", hat der Pädagoge festgestellt.

Ohne Budget ausgekommen

Worauf Wiedemann zurecht stolz ist: Auch ohne Budget hat er es in all den Jahren geschafft, dass jeder Teilnehmer einen Preis bekommen hat - unabhängig von der Platzierung. Die heimische Wirtschaft unterstützt ihn mit Sachpreisen.

Ebenfalls Hilfe hat er mittlerweile von seinen jungen Lehrerkollegen erhalten. Ralf Groß und Stefan Kasper haben ihm heuer bei der Durchführung unter die Arme gegriffen. Denn eines ist ihm wichtig: "Wenn ich in vier, fünf Jahren in Pension gehe, dann soll dieses Turnier nicht sterben", hat er sich vorgenommen. Und wer weiß, wie sich bis dahin die Karriere von Samuel Riegger & Co. entwickelt hat.