Auftakt der Natur- und Landschaftsführungen im Ochsentobel. Von Christine Rothauscher Oberallgäu Was passiert, wenn die Hasen kochen? Was hat ein Schokoriegel mit einer Tobellandschaft geimeinsam? Wo wohnt das 'Gschnaidtweible' samt 'Knochenhündle'? Hand aufs Herz wer wüsste auf Anhieb eine Antwort auf diese Fragen? Die Teilnehmer einer Wanderung durch den Ochsentobel kennen sich da ganz genau aus, seitdem sie beim Auftakt von insgesamt zehn Natur- und Landschaftsführungen rund um Kempten der 'Natur auf die Spur' kamen.
Es ist früher Nachmittag am Hotelparkplatz in Unterkürnach. Zunächst fährt die Wandergruppe mit ihren Autos rund eineinhalb Kilometer westlich weiter auf der Kürnachtalstraße bis zu einer schmalen Eisenbrücke, die zu einem Parkplatz führt. Erst jetzt verrät Hans Mayr seines Zeichens Förster im Kürnach-Waldgebiet was die wackeren Wandersleut erwartet: 'Wir durchstreifen den Ochsentobel, der einst Verbannungsort für böse Geister war und heute ein Erholungsort für Stressgeplagte ist.'
Zunächst heißt es aber 'durchatmen'. Denn am Ochsentobelbach entlang geht es langsam aber stetig bergan. Üppige Buchen- und Bergahornwälder gilt es zu durchwandern und aus den Baumwipfeln klingt vielstimmiges Vogelgezwitscher. Damit die Wandergruppe in das Vogelkonzert einstimmen kann, schnitzt Förster Mayr ruck zuck aus Weidenruten kleine Flöten.
So nebenher schaut er immer wieder einmal über die dicht an dicht stehenden Wipfel, aus denen dichte Nebelschwaden steigen. 'Ja, ja', sagt er verschmitzt, 'die Hasen kochen und der Schwarzspecht klopft dazu.' Gleich darauf zieht er einen Toblerone-Schokoriegel aus dem Rucksack und erklärt anhand von dessen Form: 'Hügel im Wechsel mit Einschnitten nennt man im Alpenraum einen 'Tobel'. Beim Kosten der Schokolade steigt die Stimmung der Wandersleut noch mehr.
Unheimliche Stimmung
Derweil ist die Tobelhöhe erreicht. Nebelschwaden hängen dicht über den Köpfen. Still und ein wenig unheimlich ist hier der Wald. Und während die Gruppe ein Verschnaufpäuschen einlegt, erzählt Förster Mayr die schaurigen Sagen von zwei Waldgeistern namens 'Gschnaitweible' und 'Knochenhündle', die früher im Ochsentobel zur nächtlichen Stunde einsame Wanderer in die Irre geführt haben sollen.
Da ist so mancher der Tourengeher froh, dass bei der nächsten Waldweg-Kreuzung übersichtliche Wegweiser stehen. Jetzt geht es zur 'Schanze Walkenberg' weiter. Sie liegt auf fast 1000 Höhenmetern versteckt im Wald. War der rund 40 mal 70 Meter große Erdwall einst ein Römerwachturm oder eine Zuflucht unserer Vorfahren? 'Ihr Ursprung liegt im Dunklen', sagt der Förster. Dagegen weiß er allerhand über Pflanzen und Tiere des Ochsentobels zu berichten. i Infos über die weiteren Natur- und Landschaftsführungen sind in einer Broschüre zusammengefasst, die es gratis bei den Verkehrsämtern in Kempten und den Altlandkreisgemeinden gibt.