Rettenberg-Vorderburg: Wo es stets jugendlich-frisch klingen soll

21. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
beckmann

Freizeit mit Profil (26) - Beim Kirchenchor Vorderburg singt jeder zehnte Dorfbewohner mit - "Schönes Niveau" erreicht

Die Vorderburger sind gleichermaßen gläubig und musikalisch - möchte man meinen. Denn immerhin jeder zehnte der rund 450 Bewohner in dem Ortsteil von Rettenberg singt im Kirchenchor. Da wundert es auch nicht, dass Chorleiter Hugo Jörg (44) im Amt seinen Vater beerbt hat. Lorenz Jörg - mit 70 Jahren der älteste Sänger - übergab die Leitung 1992 an den Sohn. Mutter Maria war Hugos Vorgängerin an der Orgel, und Schwester Gertrud Weißenbach ist für den Kinderchor zuständig.

Es geht eben noch recht familiär zu im Ort. So ist es eigentlich nur logisch, dass auch die erste Vorsitzende Bettina Lochbihler (37) seit 20 Jahren in Vorderburg ihre Sopranstimme erhebt: "Der Papa war im Kirchenchor." Allerdings, lächelt die junge Frau, habe seinerzeit auch der Schulrektor, gleichzeitig Dirigent der Vorderburger Musikkapelle, eine gewichtige Rolle gespielt. Der umsichtige Pädagoge empfahl allen Schulabgängern, die im Schulchor gesungen hatten, die Weiterführung ihrer sängerischen Karriere im Kirchenchor. "Wir waren mindestens zehn Neue", erinnert sich Lochbihler und erklärt: "In Vorderburg gibt es einen sehr guten Zusammenhalt in der Jugend."

In einen Burschen verguckt

Andere Chormitglieder stießen dank ihrer Partnerwahl zu der musikalischen Gemeinschaft. Sie habe einen Vorderburger geheiratet, erzählt die gebürtige Steinerin Monika Wiedemann, und dieser war natürlich im Kirchenchor. Auch Franziska Maurer (37) aus Ottacker hatte sich vor rund zehn Jahren in einen Burschen aus Vorderburg verguckt und gab alsbald im Chor den Alt. "Ich singe gern", begründet die 37-jährige Hausfrau und Schriftführerin ihr Engagement. Daheim stehen des öfteren Kinderlieder auf dem Programm. Auch Monika Wiedemann (44) singt gern privat, oft mit den drei Kindern. Derzeitiger "Abend-Hit": "Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu."

Chorleiter Jörg ist ein Fan von klassischer Musik, im Auto höre er nur "Bayern 4". Ganz obenan stehe bei ihm "schöne romantische Orchesterliteratur". Werden allerdings Opernarien übertragen, gibt er freimütig zu, "schalte ich aus". Dem Gesang des Vorderburger Kirchenchors hingegen hört er gern zu: "Ein schönes Niveau", lobt er "seine" Sänger. "Da kann man was gestalten", meint der freiberufliche Musiklehrer, der mit dem Chor klassische Haydn-Messen ebenso einstudiert wie rhythmisch-deutsches Liedgut, etwa von dem zeitgenössischen Komponisten Klaus Heizmann. Im Herbst will der Chor gemeinsam mit der Blaskapelle Vorderburg die "Missa Katharina" von Jacob de Haan aufführen.

Bei der Probenarbeit legt Hugo Jörg großen Wert darauf, dass die Sänger "mitgehen" und der Sound "frisch-jugendlich" wirkt. "Da darfs dann auch mal knallen." Oftmals wird der Chor von einer kleinen Band oder mit Geige und Querflöte begleitet. Die Kirchenbesucher reagieren "eher positiv", meint Jörg. Mit dem Ist-Zustand ist er aber noch nicht zufrieden. Er möchte, dass sich der Chor "musikalisch und stimmlich" entwickelt und noch besser wird.

Für Bettina Lochbihler der richtige Weg. Der 37-jährigen Haus- und Bankkauffrau, für die das Singen ein "Ausgleich" ist, gefällt das "abwechslungsreiche" Repertoire.

Der nächste Auftritt: Zum Patrozinium singt der Kirchenchor Vorderburg am Sonntag, 1. Februar, in der St.-Blasius-Kirche die "kleine Orgelmesse" von Joseph Haydn. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr.