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Wo die Peitschen knallen

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Wo die Peitschen knallen

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    Von Veronika Krull Fischen Die Oberbayern kannten keine Gnade. Sie knallten mit der Peitsche, was das Zeug hielt. Die Gäste duckten sich unter den ohrenbetäubenden Schlägen der sieben durchtrainierten Burschen, zuckten rhythmisch zusammen und klapperten nervös mit den Augenlidern. Das Ganze nannte sich dann auch noch gmiedle beianond. Und doch hatte Andreas Mühlegg vom Trachten- und Heimatverein DHolzar in Fischen nichts Böses im Sinn gehabt, als er die Goiselschnoizer aus Pang, einem Ortsteil von Rosenheim, in die Fiskina einlud. Denn die schlagende Verbindung, im voll besetzten Saal strategisch auf den Tischen verteilt, war fast das i-Pünktchen auf einem Programm, wie es abwechslungsreicher kaum hätte sein können. Und das vor Höhepunkten geradezu strotzte, so dass der Wettstreit der Künstler um das i-Pünktchen eigentlich nur unentschieden ausgehen konnte. So erwiesen sich etwa die 17 Schweizer Sänger vom Jodlerchörli Urnäsch in ihren rotgoldenen Schöpferli im Ohr als echte Konkurrenz zu den strammwadligen Schnoizern in den kurzen Lederhosen. Beileibe nicht nur, was das Aussehen, sondern auch was die Fertigkeiten anging.

    Mit ihren glockenklaren Stimmen, begleitet von kreisenden Silbertalern in irdenen Schüsseln und dumpf dröhnenden Schellen, ließen die Jodler das Publikum am Leben und Arbeiten auf den heimischen Alpen teilhaben was nicht weiter schwer fiel angesichts der monumentalen Bühnenszenerie mit zackigen Berggipfeln und einem guten halben Dutzend mehr oder weniger gehörnter (vierbeiniger) Alpenbewohner. Doch nicht nur die Schweizer verstanden das Jodelhandwerk, wie sie mit unverhohlener Bewunderung feststellen mussten, als das muntere Vierergspann aus Bolsterlang Einzug hielt. Das temperamentvolle Fehla-Quartett erntete nicht minder temperamentvolle Ho-Rufe und durfte nicht so eilig wie geplant von der Bühne. Stolz sind wir auf Bolsterlang, bekundeten die musikalischen Mädels daraufhin selbstbewusst ihre Heimatverbundenheit. Von der Heimat erzählten auch die Panger Dorfmusiker sowie die Volkstänzer aus Thalkirchdorf, die in ungewöhnlich schmucken Trachten auf verblüffende Weise ihre Gelenkigkeit unter Beweis stellten. Mehr als einmal verhakelten sich die Paare derart kompliziert ineinander, dass manch unbedarfter Zuschauer fast Sorgen um die Unversehrtheit der Tänzer hatte. Mit hohem körperlichen Einsatz agierten auch die Burschen der Plattlergruppe Fischen. Davon zeugten nicht zuletzt die feuerrot geklatschten Oberschenkel Martin Hehl, der dichtende Mundartler aus Oberstdorf, ließ sich gleichfalls nicht lumpen und trug mit allerlei seltsamen Gschichtla von schmalzgebackenen Blutegeln, Fischinger Geißköpfen und obschtler-beschwingten Weibern zum Gelingen eines heiteren und letztlich doch gemütlichen Abends bei.

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