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Wo der Wilderer einen Rap anstimmt

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Wo der Wilderer einen Rap anstimmt

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    Wo der Wilderer einen Rap anstimmt
    Wo der Wilderer einen Rap anstimmt Foto: thomas niehÖrster

    Von Klaus Schmidt |Bad HindelangDer Wildfräuleinstein bei Hinterstein im Ostrachtal ist ein rätselhafter Ort. Heilkundige Frauen sollen dort gelebt haben, erzählt die Sage. Woher sie kamen, wer sie waren, wohin sie gingen, weiß man nicht. ?Vielleicht hausen sie ja noch heute dort?, sagt Cornelia Beßler mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen.

    Die 54-jährige Bad Oberdorferin ließ sich jedenfalls von der Aura des Ortes und der damit verbundenen Geschichte anregen und machte die ?Wilden Fräulein?, die den Menschen halfen, solange ihre wahren Namen unbekannt blieben, zu den Hauptfiguren eines Stückes. Als ?Volksmusical? mit der Musik von Sanni Risch aus Andechs kommt es am Samstag, 12. Juli, erstmals auf die Bühne des Bad Hindelanger Kurhauses mit dem rätselhaften Titel ?Hurlahutsch?.

    ?Hurlahutsch? ist der Name eines der ?Wilden Fräulein?, einer Hebamme, die sich mit dem Mann einer Wöchnerin, einem Wilderer, anlegt.

    Der macht seiner Aufgabe als Waldfrevler alle Ehre und tritt all jene Werte mit Füßen, die dem ?Wilden Fräulein? am Herzen liegen: Die Achtung vor dem Leben, die Achtung vor der Natur. Doch nicht nur vor Umweltzerstörung möchte Cornelia Beßler mit ihrem Stück warnen, sondern vor einem Missbrauch von Macht generell, vor einem materiellen Streben, das keine Menschlichkeit kennt.

    Über 130 Menschen, die meisten aus dem Ostrachtal, hat sie für dieses Stück bereits begeistert. Sie alle wirken bei der Aufführung mit und machen es damit zu einer Großproduktion. Acht Vorstellungen sind geplant und einige davon schon ziemlich gut verkauft, wie Sanni Risch erzählt.

    Die 34-jährige Musikproduzentin schürt die Spannung vor der ?Weltpremiere?: Keine Fotos von Bühnenbild und Kostümen vorab, nicht allzu viele Details über Stück und Handlung. Keine Auskunft über die Kosten der privatfinanzierten Produktion, die unter der Schirmherrschaft von Alfons Hörmann, des Präsidenten des Deutschen Skiverbandes, steht und die von der Marktgemeinde Bad Hindelang im Bereich Marketing unterstützt wird.

    Neben dem Konzept ?Volksmusical? ? das heißt, eine Ostrachtaler Geschichte wird von Ostrachtalern exklusiv im Ostrachtal aufgeführt ? zeichnet Sanni Risch auch für die Musik verantwortlich: Nur volksmusikalische Instrumente werden von den 12 Orchestermusikern gespielt, die gleichsam ein Blasmusik- und ein Stubenmusikensemble miteinander verschmelzen sollen. Die Musik wurde dabei auf die Möglichkeiten der Darsteller ? überwiegend Laien ? angepasst.

    Cornelia Beßler hatte beim Schreiben des Buches schon einige der Akteure im Hinterkopf. So wird die Titelrolle ihre älteste Tochter, die 27-jährige Katharina, übernehmen. Viele der Sänger und Darsteller seien aber auch während der Proben in ihre Rollen und deren Aufgaben förmlich hineingewachsen, loben Risch und Beßler.

    Beßler ist im Ostrachtal vor allem als Regisseurin des Hindelanger Bauerntheaters bekannt, dessen unkonventionelle Stücke mit gesellschaftskritischem Anspruch sie seit 2003 inszeniert. Sie wirkte bereits bei Filmen von Christian Wagner und Leo Hiemer mit.

    Für ?Hurlahutusch?, das sie auch selbst inszeniert, hat sie die Dialoge im Dialekt und die Gesangstexte in Hochdeutsch verfasst. Entstanden ist so eine Art Singspiel in zwei Akten mit in sich abgeschlossenen Musiknummern, wie etwa ?Erntedank-Chor? oder ?Wilderer-Rap?.

    Um dem Theaterstück die richtige Atmosphäre zu geben, soll im Kurhaus der Wildfräuleinstein als Bühnenbild entstehen. Ob dieser seine Magie wie im Hintersteiner Tal entfaltet, wird sich erweisen, sobald sich die Türen zur Premiere öffnen.

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