Von Klaus E. Wittmann |KemptenAlles, was sich Chordirektor David Wiesner für die Messias-Aufführung als vorgezogene Hommage zum 250. Todestag von Georg Friedrich Händel 2009 vorgenommen hat, setzte er mit Solisten, Chor und Orchester von St. Anton bravourös in die Tat um. Dramaturgische Besonderheit war, dass er Chorsätze im Wechsel von Solisten und Chor singen ließ, wodurch die jeweiligen sprachlichen und musi- kalischen Effekte wirkungsvoll herausgearbeitet wurden.
Dank seines handwerklichen Könnens weiß der Kirchenmusiker sehr wohl, wie wichtig die Geschlossenheit aller Mitwirkenden für den Erfolg eines so bedeutenden Meis- terwerkes ist. Wieder bewies Wiesner eine glückliche Hand bei der Auswahl der Solisten. Doris Döllinger (Sopran), Hedwig Schöner (Alt), Bernhard Gärtner (Tenor) und Markus Lemke (Bass) gestalteten Rezitative, Arien, Duette und Quartette mit spielerischer Leichtigkeit und hoher Intensität. Glanzpunkte waren die Tenor-Arie "Alle Tale macht hoch erhaben", das Duett Alt/Sopran "Er weidet seine Herde", die Alt-Arie "Er ward verschmähet", die Sopran-Arie "Ich weiß, dass mein Erlöser lebet" und die Bass-Arie "Warum denn rasen und toben die Heiden". Letztere machte Markus Lemke Dank seiner enormen Ausdruckskraft, seiner stimmlichen und stilistischen Vielseitigkeit zum Bravourstück.
Orchester sehr zuverlässig
Die gesamte Aufführung hindurch bot der St.-Anton-Chor Hochleistung. Variable Gestaltung der abwechslungsreichen Chorsätze, klare Aus- und Absprache, perfekte Einsätze und lupenreine Intonation waren die Voraussetzungen, dass die Echoeffekte im "Halleluja" und die komplexe, schwierige Schlussfuge "Amen" zu chorischen Höhepunkten geformt wurden.
Das Orchester gestaltete mit der gleichen Intensität und Zuverlässigkeit wie die übrigen Mitwirkenden und wurde somit zum Garant für die grandiose Wiedergabe. Lediglich die Solotrompete bei der Bass-Arie "So schallt die Posaun" war zu übermächtig. Nicht sie, sondern der Sänger sollte Solist sein. Am Orgelpositiv war Christian Kohler souveräner Begleiter.
Über die Einfügung der beiden Chorsätze "Tochter Zion" und "Macht hoch die Tür", die auch die Zuhörer mitsingen sollten, kann man geteilter Mein ung sein.
Lang anhaltender, frenetischer Beifall und die damit erzielte "Halleluja-Zugabe" waren für alle Mitwirkenden die schönste Belohnung.