Immenstadt/Oberallgäu | uw | Um ein Fachgebiet reicher ist die Klinik Immenstadt mit dem Antritt von Dr. Karsten Menzel in der dortigen Chirurgischen Praxis. Denn der 40-jährige Oberstdorfer (zuletzt drei Jahre Oberarzt der Unfallchirurgie in Regensburg) ist ein Spezialist für Wirbelsäulen - und die waren bisher im südlichen Oberallgäu kein Thema. Seit seinem Antritt vor gut zwei Monaten hat der Arzt bereits rund 50 Wirbelsäulen operiert.
Das kam auch einem 58-Jährigen zugute, der bei einem Verkehrsunfall einen Trümmerbruch des zweiten Lendenwirbels erlitt. Bei der Operation am Unfalltag baute Menzel dem Mann von hinten ein kleines Gestänge in die Wirbelsäule ein, um den zerstörten Wirbelkörper zu stabilisieren. Damit durfte der Verletzte sogar aufstehen. Vier Tage später sezte Menzel in einer zweiten Operation (diesmal von vorne) einen Wirbelkörper-Ersatz ein. Schon zwölf Tage nach dem Unfall ging es für den Mann in die Reha.
Ballonkatheter bläht gebrochenen Wirbelkörper auf
Während diese Operationen an vielen Krankenhäusern gängiges Verfahren sind, setzt Menzel auch auf eine moderne Technik, bei der bestimmte Schäden mit wenigen ganz kleinen Schnitten (minimal-invasiv) operiert werden. Dabei richtet er einen gebrochenen Wirbelkörper mit einem Ballonkatheter erst auf und füllt dann den entstandenen Hohlraum mit speziellem Knochenzement auf.
Interessant sei das, so Menzel, bei Brüchen wegen Osteoporose (Knochenschwund). Die meisten Fälle seien zwar konventionell zu behandeln, aber eben nicht alle. Vorteile des modernen Verfahrens: Der Zement härtet sofort. Der Patient ist dann laut Menzel belastungsstabil und schnell schmerzfrei.
So erging es bei dem Chirurgen auch einer 75-Jährigen, die nach einem Brustwirbel-Bruch seit Monaten Schmerzen hatte, gegen die Medikamente nicht halfen. Die Seniorin wurde in Immenstadt mit dem Zementverfahren operiert und durfte fünf Tage später wieder heim - 'weitgehend beschwerdefrei'.
Zement baut sich mit der Zeit schrittweise ab
Bei 'ausgewählten Fällen' sei auch der Einsatz eines bio-resorbierbaren Zements denkbar, sagt Menzel. Der baue sich dann schrittweise ab und ermöglichst es dem Knochen, wieder nachzuwachsen.
In Immenstadt operiert der Arzt neben klassischer Unfallchirurgie und Wirbelsäulen (keine Bandscheiben) auch im Bereich Endoprothetik, also Gelenkersatz.