Milchbauernabend BDM-Vertreter sprechen in Maierhöfen über Lieferstopp und Solidarität unter Landwirten">

Artikel: "Wir wollen Mengenregelung in Bauernhand"

13. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Milchbauernabend BDM-Vertreter sprechen in Maierhöfen über Lieferstopp und Solidarität unter Landwirten

Von Barbara Rau |MaierhöfenUm Solidarität unter den Bauern und um das, was damit erreicht werden kann und muss, ging es beim Milchbauernabend im vollen Festzelt des Viehscheidvereins Maierhöfen. Der Verein, der den BDM (Bund deutscher Milchviehhalter) dafür ins Boot holte, kam so dem Wunsch vieler Landwirte nach. Das Viehscheidfest wurde für diesen Milchbauernabend wieder um einen Tag verlängert. BDM-Kreisvorsitzender Armin Eugler aus Grünenbach bedankte sich dafür beim Viehscheidverein.

Die Schweizer Bauern stehen mitten in der Übergangsphase von der staatlichen Milchquote zum freien Markt. "Soft landing", also eine sanfte Landung wird von der Politik beschworen, "wir müssen aufpassen, dass wir nicht am Ende den Grind gehörig anschlagen", warnte aber Martin Haab, Co-Vorsitzender des BIG-M Schweiz (Bäuerliche Interessengruppe für Marktkampf), einem Schwesterverein des BDM. Hatte die Schweiz mit der einzelbetrieblichen Kontingentierung 1978 schon eine Vorreiterrolle, so hoffen die Milchbauern nun auch auf eine Vorreiterrolle bei der Bündelung des Milchangebots und der privatrechtlichen Mengenkoordination, wie Haab berichtete.

"Wir wollen Milchmengenregelung in Bauernhand", betonte der Schweizer Landwirt das Ziel bis zum Ende der Quotierung im ersten Halbjahr 2009. Damit wollen die Schweizer Bauern der Marktmacht von zwei Konzernen des "Detailhandels" und von vier Milchverarbeitern, die jeweils über 80 Prozent des Marktes kontrollieren, trotzen.

"Es ist sehr wichtig, dass wir Frauen uns einbringen", betonte Christine Schneebichler, Bundesbeirätin des BDM aus dem Landkreis Rosenheim in ihrem Referat "Lieferstopp - und nun?". Europaweit seien 500000 Tonnen Milch vom Markt genommen worden, der vorprogrammierte Milchpreisverfall sei gestoppt worden, wies sie Versuche zurück, den Lieferstopp schlecht zu reden.

"Man will uns unser Selbstbewusstsein wieder nehmen", warnte die Bäuerin und rief dazu auf, Politiker, wo immer man sie treffe, auf die Forderungen der Bauern aufmerksam zu machen. "Da bewirkt der Charme der Frauen vielleicht manchmal mehr", sagte sie unter dem Beifall der anwesenden Bäuerinnen. Für den ebenfalls eingeladenen Vorsitzenden des Milch Boards Johannes Bayrhof aus Untrasried (Oberallgäu), gibt es keinen vernünftigen Grund, der Erzeugergemeinschaft nicht beizutreten: "Wir haben das Recht uns zu bündeln, dann sollten wir diese Möglichkeit auch nutzen."

Ortsbauernobmann Hans-Peter Frommknecht bedankte sich nochmals für die Solidarität, die die Maierhöfener Landwirte während des Lieferstopps im Dorf erfahren hatten. Bürgermeister Martin Schwarz rief in seinem Grußwort die Bauern dazu auf, am Ziel dranzubleiben, dabei aber einen sachlichen Umgang zu pflegen. "In Eintracht werden kleine Dinge groß, in Zwietracht wird man große Dinge los", zitierte er ein Sprichwort.