Memmingen Beim Eishockey-Bayernligisten ECDC Memmingen ist in dieser Saison vieles nicht so gelaufen, wie sich die Verantwortlichen das vorgestellt hatten. Zum sportlichen Misserfolg sollen nun auch noch finanzielle Schwierigkeiten hinzugekommen sein, hieß es zuletzt in der Gerüchteküche. Unser Redaktionsmitglied Manfred Jörg fragte beim Häuptling der Indianer, Helge Pramschüfer, nach: Was ist dran an diesen Gerüchten?
Herr Pramschüfer, derzeit kursieren rund um die Memminger Eissporthalle Gerüchte, der ECDC Memmingen stecke in finanziellen Schwierigkeiten. Ist da was dran?
Helge Pramschüfer: Ich sage es ganz klar: Wir sind nicht pleite, aber wir müssen sparen. Die fehlenden Zuschauer in den wichtigen Wintermonaten Dezember und Januar sind an uns nicht spurlos vorübergegangen. Und da wir keinen Kreditrahmen haben, können wir die laufenden Ausgaben immer nur aus Guthaben bestreiten. Außerdem stehen auch noch größere Sponsorenzahlungen aus.
Was sagen Sie zu Gerüchten, dass der Verein derzeit nicht einmal mehr dringend benötigte Ausrüstungsgegenstände bezahlen könne?
Pramschüfer: Was soll denn damit gemeint sein? Alle Spieler haben doch ihre Schlittschuhe und Schutzausrüstung an, oder? Einzig bei den Schlägern haben wir den Rotstift angesetzt, das ist richtig. Das monieren die Spieler teilweise zurecht, aber das Sparen tut eben auch weh. Es kann jedoch nicht sein, dass ein Bayernligist wie wir 40000 Euro pro Saison für Ausrüstung ausgibt. Und bei einem Schläger ist man mittlerweile locker mit 100 Euro pro Stück dabei. Wir können nur das Geld ausgeben, dass wir haben.
Wie schaut die finanzielle Lage des Vereins konkret aus?
Pramschüfer: Wir haben nach wie vor Verbindlichkeiten in Höhe von 25000 Euro.
Wurde Trainer Klaus Micheller auch aus finanziellen Gründen entlassen?
Pramschüfer: Warum soll er aus finanziellen Gründen entlassen worden sein?! Zu diesem Schritt haben wir uns rein aus sportlichen Gründen entschlossen.
Steht schon fest, ob Werner Tenschert Trainer bleibt?
Pramschüfer: Wir möchten mit Werner in die Abstiegsrunde gehen, und die Mannschaft steht auch hinter ihm. Danach sehen wir weiter.
Wird sich der ECDC vor der Abstiegsrunde von Spielern trennen oder "dürfen" jetzt alle gemeinsam die Karre aus dem Dreck ziehen?
Pramschüfer: Alle Spieler wissen, dass sie in der Verantwortung für das Memminger Eishockey stehen. Ich denke, man hat beim Spiel gegen Regensburg deutlich gesehen, dass wir es alle zusammen schaffen können.
Beim 2:1-Heimsieg gegen Regensburg hat die Mannschaft in ihrem ersten Spiel ohne Micheller kurz nach dem 1:8-Debakel in Sonthofen eine begeisternde Vorstellung geboten. Können Sie sich erklären, wie das ging?
Pramschüfer: Ehrlich gesagt, nein. Denn die Mannschaft hatte nie gegen den Trainer gespielt. Aber oft reichen schon kleine Veränderungen - wie gegen Regensburg mit der Umstellung in der ersten Reihe -, um gewinnen zu können.
Klaus Micheller hat nach seiner Entlassung gesagt, der ECDC-Kader sei zu klein. Können die Fans damit rechnen, dass die Indians in der kommenden Saison breiter aufgestellt sein werden? Oder muss der ECDC Memmingen weiterhin relativ bescheidene Brötchen backen?
Pramschüfer: Nur wenn sich unsere finanzielle Basis verbreitert, können wir mehr investieren. Doch bis auf mehr oder weniger gut gemeinte Ratschläge kommt derzeit nichts von außen. Und das ist oftmals sehr frustrierend für mich und meine Vorstandskollegen.
Macht Ihnen Ihr Job als "Häuptling der Indianer" überhaupt noch Spaß?
Pramschüfer: Natürlich. Aber momentan bin ich mit meinem Latein am Ende. Vielleicht haben ja potenzielle Nachfolger Ideen, wie es weitergehen soll.
Ist das als Rücktrittsandrohung zu verstehen?
Pramschüfer: Nein, das nicht, aber ein Angebot. Denn wir befinden uns an einem Scheideweg.
Und da kann es nicht angehen, dass immer nur fünf Leute aus dem Vorstand den Kopf für alles hinhalten - und alle anderen hauen munter auf uns drauf und wissen immer alles besser. Was wir dringend benötigen, sind Leute, die uns wirklich helfen und weiterbringen wollen, zum Beispiel bei der Suche nach neuen Sponsoren.