Reaktionen der CSU-Basis auf Parteispenden-Affäre. Von Volker Geyer Kempten/Oberallgäu Tag für Tag erschüttern neue Enthüllungen in der CDU-Parteispenden-Affäre die Republik. Und der Skandal sorgt dafür, dass viele Bürger das Vertrauen in die Politik verlieren. Das bekommt auch die CSU-Basis in Kempten und dem nördlichen Oberallgäu zu spüren. 'Wir ehrenamtlichen Kommunalpolitiker dürfen jetzt das ausbaden, was die Oberen angerichtet haben,' ärgert sich Walter Freudling, Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Kempten-Sankt Mang. Ähnlich sehen es auch einige seiner Amtskollegen von anderen Ortsverbänden der Christsozialen.
Nicht selten müsse er sich Sprüche anhören wie etwa: 'Na, wo ist denn euer Schwarzgeld gebunkert?' Das sei in der Regel zwar spaßig gemeint, 'doch es ärgert einen trotzdem', so Freudling. Gleichzeitig ist der 42-Jährige aber davon überzeugt, dass die Bürger letztlich zwischen Bundes- und Kommunalpolitk unterscheiden. 'Und das mit recht', betont der Vorsitzende: 'Denn vor Ort wird ehrliche Politik gemacht.'
So sieht es auch Peter Wagenbrenner, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Kempten- Süd: 'Bei uns gibt es keine schwarze Kasse.' Die wenigen Spenden im vergangen Jahr rund 450 Mark seien alle ordnungsgemäß verbucht worden. Darüber hinaus komme der Löwenanteil der Zuwendungen von den eigenen Verbandsmitgliedern. 'Von Firmen haben wir noch nie etwas bekommen', unterstreicht der Vorsitzende.
Ein Austritt
Wegen der Spendenaffäre ist nach Wagenbrenners Worten bisher eines der 247 Mitglieder aus dem Ortsverband ausgetreten: 'Er wollte der großen Schwesterpartei als CSU-Mann nicht mehr die Stange halten.' Nach Meinung des 38-jährigen Vorsitzenden sollten aber lieber diejenigen ihren Hut nehmen, die in die Affäre verstrickt seien: 'Nur so kann die CDU wieder glaubwürdig werden.'
Eine schnelle und lückenlose Aufklärung des Skandals fordert auch der Chef der Wiggensbacher CSU, Christian Oberhaus: 'Kohl soll endlich die Spender nennen.' Schließlich sei es nichts Ehrenrühriges, einer Partei Geld zukommen zu lassen. Die Wiggensbacher CSU habe 1999 allerdings nur rund 300 Mark an Spenden verbuchen können. 'Wir leben im wesentlichen von den Beiträgen unserer 52 Mitglieder', sagt Oberhaus.
Auch Amtskollege Gerhard Mösle aus Altusried wird nicht von einer Spendenflut überrollt. Allerdings hätte er auch keine Probleme damit, wenn ein Gönner eine größere Summe überweisen würde: 'Wenn Spenden wie vorgeschrieben offengelegt werden, entsteht auch nicht der Verdacht der Bestechlichkeit.'