Von Klaus Thiel, Markt Rettenbach-Engetried - Die bisherige Erkenntnis, dass Befürworter und Gegner von Windkraftanlagen auf ihren Positionen beharren, bestätigte sich in einer Podiumsdiskussion am vergangenen Donnerstag. Die Debatte war von den Kreisverbänden Memmingen-Unterallgäu und Ostallgäu-Kaufbeuren im Bund Naturschutz (BN) Bayern veranstaltet worden. Wie sehr die Problematik ein Thema in der Bevölkerung ist, zeigte sich an der Besucherzahl: Mehr als 100 Frauen und Männer waren nach Engetried im Unterallgäu gekommen, um an der intensiven und teilweise erregt geführten Diskussion aktiv teilzunehmen. 'Sinn des Abends war es nicht, in Harmonie auseinander zu gehen', sagte der Unterallgäuer Kreisvorsitzende Reiner Krieg aus Erkheim nach der dreistündigen Veranstaltung. Er, sein Kollege aus Germaringen, Josef Kreuzer sowie BN-Energiereferent Dr. Ludwig Trautmann-Popp wurden im Verlauf des Abends mit zum Teil geharnischter Kritik von eigenen Mitgliedern und Ehemaligen konfrontiert. Die Beschwerdeführer wollten sich nicht mit der offiziellen 'Ja-aber-Politik des Naturschutzbunds' anfreunden. Allgemein kritisiert, und darin waren sich beide Seiten letztlich einig, wurde das Fehlen von Vertretern aus der Kommunalpolitik und Genehmigungsbehörden. Gerade bei der Festlegung von Standorten komme den Gemeinden eine entscheidende Rolle zu, hieß es. Der BN sprach sich bei der Diskussion erneut für Energiegewinnung aus Windkraft und in diesem Zusammenhang für den Bau von Windkraftanlagen aus. Er macht dies aber weiterhin von der Einhaltung bestimmter Kriterien wie etwa Schutz der betroffenen Menschen und entsprechenden Abstandsregelungen von Wohngebieten abhängig. Unterstützt wurden die BN-Vertreter von Günter Beermann, Planer und Erbauer von Windkraftanlagen und gleichzeitig Vorstandsmitglied im Bundesverband für Windenergie. Er untermauerte die grundsätzliche Notwendigkeit einer Energiewende.
Die Windkraft bezeichnete er als nur eine von mehreren Möglichkeiten. Beermann sagte, dass derzeit (Stand 30. 6. 2002) in Deutschland 12425 Windkraftanlagen in Betrieb seien. Dies entspreche einer Leistung von 10195 Megawatt. In Bayern sind laut Beermann aktuell 185 Anlagen installiert. Ihm zufolge ist es illusorisch, im Freistaat von mehr als 1000 Anlagen auszugehen. Dies sei aufgrund der Auflagen, die vor allem Geräuschemissionen, Abstandsregelungen und Windverteilung betreffen, nicht möglich. Günter Eberlein, Vertreter der Bürgerinitiative 'Aktion Gegenwind Allgäu', sprach sich in einem vehement geführten Plädoyer gegen die Industrialisierung der Landschaft aus. Neben der fortschreitenden Zerstörung der Natur und kulturhistorisch gewachsener Gebiete im Allgäu würden durch Windkraftanlagen unzumutbare Belastungen für Anwohner und eine Gefährdung der Tier- und Pflanzenwelt erfolgen. Einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen der Windenergie stellte er in Frage. Ein Argument, das sich wie ein roter Faden durch die Diskussion zog. Eberlein sprach, wie er sagte, aus persönlicher Betroffenheit. Als Nebenerwerbslandwirt nahe Markt Rettenbach sei er mit der Anlage in Ollarzried konfrontiert.