Kempten | kro | Ach, waren das Zeiten, als Minnesänger die Schönheit ihrer Liebsten besangen, als wackere Ritter zu Heldentaten auszogen und als Seifensieder und Korbmacher ihre Dienste anboten. Auf der Burghalde hoch über der Stadt hatten kleine und große Besucher am Wochenende Gelegenheit, ins Mittelalter einzutauchen und die schönen Seiten dieser Zeit zu erleben.
Kein Wunder, dass da schon früh am Tag reges Treiben auf der Burghalde herrscht. Emsig bemüht sind Handwerker, Händler und Krämer, letzte Hand an ihre Behausungen zu legen. Dann tritt die "edle Frau" der Stadt, im richtigen Leben Bürgermeisterin Sibylle Knott, in den Kreis und erklärt mit wohlwollenden Worten das mittelalterliche Spektakel für eröffnet.
"So sei es denn", stimmt Herold Thomas Öller zu, der den künstlerischen Teil leitet, und lädt Musikanten, Tänzer, Schwertkämpfer, Gaukler und Marktleute ein, mit ihren Darbietungen das Volk zu unterhalten. Es dauert auch nicht lange, bis sich Gruppen von "Untertanen" auf dem Schauplatz einfinden und sich vom Lagerleben verzaubern lassen. Da treffen die Bürger beispielsweise Schreinermeister Armin und Mutter Maura, eine Weberin, mit ihrer Familie.
Das Handwerker-Ehepaar stammt aus der gehobenen Bürgerschaft des 14. Jahrhunderts. Die beiden sind gebildete Leute, müssen viel lesen und sind deshalb berechtigt, eine Brille zu tragen.
An anderer Stelle werkelt der Deichelbohrer. Er fertigt hölzerne Rohre, durch die das Quellwasser von den Bergen in die Stadt geleitet wird. In seine Schmiedekunst führt Meister Markus Elhardt Schaulustige ein und an einer Wippdrehbank kann sich die Jugend unter Anleitung von Zimmerer David im Drechseln üben.

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Für das Jungvolk aus Stadt und Gauen gibt es sogar einen richtigen Tummelplatz, um handwerkliche Fähigkeiten im Filzen, Schriftenmalen, Bronzegießen oder im Bearbeiten von Leder zu erproben.
So recht nach dem Herzen der Jüngsten ist das mannigfaltige Spektakulum der Schlampuzen. Allerlei Rittersleut treiben da unter den Marionetten Schabernack. Leibhaftig drehen sich schöne Edelfräulein zu den lieblichen Klängen von Flaxdanz und zeigen Tänze der Renaissance. Minnesänger Arno von Biegenburg unterhält das Volk mit Balladen und "Lebendige Schwertkunst" zeigt die Gruppe um Fechter Abart.
Krämer und Händler bieten schöne Gewänder und allerlei Putz und Geschmeide. Korbmacher, Besenbinder, Seifensieder, Schindelmacher, Steinmetz und Schmied lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.
Gericht halten muss unterdessen Marktgraf Gottfried zu Ronsberg, der in Begleitung der Marktgräfin Cosima nach Kempten gekommen ist. Zwei Untergebene haben in der Taverne gewütet. Und wie es eben üblich ist in der Welt des Mittelalters, soll nun ein Kampf stattfinden. Mann gegen Mann heißts also auf der Burghalde, wo noch bis zum Abend gewerkelt, gekauft und mit großen Augen gestaunt wird.