von Armin Dorner |Lindenberg"Wir wurden wie Popstars behandelt", sind die Jugendlichen der Hauptschule Lindenberg noch heute von ihrer Reise in die Türkei ganz aus dem Häuschen. Im Rahmen der Comenius-Schulpartnerschaften reisten je fünf Schüler der Klasse M 10 Anfang Oktober für eine Woche nach Spanien (Peal de Becerro bei Granada) und in die Türkei (Istanbul und Iskenderun, an der Grenze zu Syrien). Seit 2002 beteiligt sich die Hauptschule Lindenberg an dem EU-Projekt. "Straßen verbinden Europa" heißt das aktuelle, zwei Jahre dauernde Vorhaben.
Sie haben die unterschiedlichsten Lebensverhältnisse kennengelernt, von arm bis reich, je nachdem, wo sie untergebracht waren. "Wir haben jetzt ein ganz anders Bild von den Menschen dort", sagen sie.
Von Gastfreundschaft überwältigt
Man unterhielt sich vorwiegend in englischer Sprache. "Manchmal auch nur mit Händen und Füßen". Doch jeder hat so nebenbei ein paar Worte türkisch und spanisch gelernt. Und vor allem, "wir trauen uns jetzt viel mehr zu, wir reden in der fremden Sprache einfach drauf los", freuen sich die Schüler.
Am allermeisten imponiert hat allen die Gastfreundschaft. "Die wollten uns zeigen, wir sind auch wer", haben die Jugendlichen verstanden. "Wir durften niemals etwas bezahlen. Die wären schwer beleidigt gewesen", haben sie erfahren, dass man sich zurücknehmen muss. Schließlich wurden alle deutschen Besucher samt ihren Familien zu Privatbesuchen eingeladen. "Das meinen die ernst", erzählen die Westallgäuer ganz begeistert. Ob es dazu kommt, wird sich weisen. Zunächst steht der Gegenbesuch an.

Ungewohnte Anstoßzeit
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"Das können wir denen nicht bieten, wenn die im Mai zu uns kommen", sagen sie jetzt schon, obwohl sie so viel wie möglich zurückgeben wollen. Deswegen wird schon geplant, was man alles mit den Gastschülern unternehmen will.
Das Essen sei "voll lecker" gewesen, wird berichtet. In Spanien haben die Gastmütter spontan eine große Paella, das Nationalgericht, gekocht und in Istanbul wurde eine Modenschau und ein Tanzabend geboten. "Die Schulen machten aus unserem Besuch einen Festtag", wird aus der Türkei berichtet. "Es war einfach umwerfend", fügte Lehrer Norbert Mayer hinzu. "Sehr gewöhnungsbedüftig" waren hingegen die hygienischen Bedingungen. Mit Stehklosetts beispielsweise ist der Mitteleuropäer nicht so vertraut.
Edmund, der einzige männliche Teilnehmer, wurde von den jungen Mädchen verhätschelt. "Die wollten uns gar nicht mehr gehen lassen, zerrten uns in die Klassenzimmer als wären wir Popstars", berichten die Reiseteilnehmer genießerisch.
Und warum beteiligen sich nicht mehr Buben? Am Geld kann es nicht liegen. Mit 50 Euro Reisekosten und etwas Taschengeld wäre jeder, der wollte, dabei gewesen - "Die waren wohl zu feige", glaubt Edmund.
Dabei sind alle froh und stolz hinterher, daran teilgenommen zu haben. Mit der Fahrt ist das Thema nicht beendet. Im Gegenteil. Die Schüler stehen weiter miteinander in Kontakt und als "sichtbares Ergebnis der Gruppe", so Lehrerin Marlies Wiedemann, wird bis Mai im Schulhof ein kleines Labyrinth im Rosengarten entstehen.