Von Wilfried Gehr Oberstaufen/Oberallgäu Der Traum vom schnellen Geld verführt in der jüngsten Zeit wieder vermehrt Menschen in Oberstaufen, Immenstadt und im Westallgäu dazu, viel zu riskieren. Nur sie gewinnen nichts. Ein Oberstaufener Geschäftsmann, dessen Pyramide eingestürzt und dessen Einsatz futsch ist, wird seither von zwei seiner bisher besten Freunde schief angeschaut. Er ärgert sich im Nachhinein über seine Naivität beim Spielen und sagt: Da hätte ich mich gleich unter die Dusche stellen und fünfzig 100-Euroscheine zerreißen können. Es sind die alten Freundes- und Herzenskreise sowie Tafelrunden, die leicht verdientes Geld über ein Pyramidenspiel versprechen. Sie alle funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Der Gründer des Spiels sucht zwei Mitspieler, die wiederum zwei Mitspieler suchen. Diese suchen jeweils wieder zwei, bis schließlich 15 Beteiligte beisammen sind. Der zuletzt eingestiegene Akteur bezahlt an den ersten einen Geldbetrag, der je nach Spiel zwischen 1000 und 5000 Euro liegt. Dies in der Hoffnung, bald oben auf der Pyramide angekommen zu sein und selbst zwischen 7000 und 40000 Euro verdient zu haben. Die Pyramide teilt sich nämlich nach der Auszahlung, die bisher Zweitplatzierten rücken um einen Platz auf. Und unten werden wieder acht Neueinsteiger gesucht. Solche Pyramiden wachsen natürlich ständig, weil die benötigte Teilnehmerzahl in einer Zweierpotenz zunimmt.
Bereits vor der 20. Auszahlung erstreckt sich das System auf über 70000 Pyramiden und weit über eine Million Teilnehmer. Wenn dann das System zusammenbricht, haben 88 Prozent der Teilnehmer ihr Geld verloren. Die euphorischen Teilnehmer solcher vom Bundesgerichtshof bereits 1977 als sittenwidrig eingestuften Spielchen glauben aber unverdrossen an den Erfolg. Schließlich scheint bei den Treffen in Gaststätten und Clubräumen alles so logisch und einfach zu sein. Und jeder muss ja nur zwei Mitspieler werben. Diese Mitspieler findet man natürlich leicht im eigenen Freundeskreis. Wenn dann aber der Crash folgt, hat man nicht nur das Geld, sondern mindestens zwei Freunde verloren. Nicht auf Lockvögel reinfallen Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten boomen derartige Glücksritter-Aktionen, von denen eigentlich nur die Spiele-Gründer und die anfänglichen Einsteiger profitieren. Deshalb hat ein findiger Westallgäuer Gastronom bereits sein drittes Spiel ins Leben gerufen. Er prahlt zusammen mit seinen Mitbegründern, dass man mit den Dummen die Welt umtreibt. Auch wenn solche Pyramiden-Spiele nach dem Schneeballsystem gesetzlich nicht verboten, sondern lediglich als sittenwidrig betrachtet werden, warnt auch die Polizei davor. Immer wieder fallen Bürger auf zwielichtige Angebote herein und verlieren dabei erspartes Geld. Von solchen Lockangeboten soll man sich nicht täuschen lassen und darauf überhaupt nicht reagieren, warnt Lindenbergs Polizeichef Werner Simon vor allzu großér Leichtfertigkeit. Und der Leiter der Oberstaufener Polizei, Gottfried Klaus empfiehlt schlicht: Finger weg!