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Wie kam Eisen in den Grünten?

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Wie kam Eisen in den Grünten?

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    Geologenteam der Technischen Universität München stellt erste Forschungsergebnisse vor Von Veronika Krull Burgberg Aus welchem Gestein setzt sich der Grünten zusammen? Wie ist das Erz entstanden und wie wurde es verhüttet? Spannende Fragen, die derzeit ein Geologenteam von der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Burgberg zu beantworten versucht. Die ersten Ergebnisse wurden jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt. Ausstellung im Schau-Bergwerk Unter der Anleitung ihres Professors Dr. Herbert Scholz beschäftigen sich drei Studenten im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit dem Innenleben des Grünten. Die Oberflächengeologie sei bereits gut erforscht, so Scholz, Lehrstuhlinhaber für Geologie an der TU, aber kaum jemand habe das Grüntenerz und seine Bearbeitung genauer untersucht. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten, die von der Gemeinde Burgberg gesponsert werden, sollen später in eine Dauer-Ausstellung im geplanten Schaubergwerk einfließen. Während Fabian Feneberg seine akribischen Untersuchungen der Gesteinsschichten im Theresienstollen vorstellte, beschäftigte sich seine Kommilitonin Ulrike Weippert mit der Frage, wie das Eisen im Grünten entstanden sein könnte. Als Erklärung lieferte sie eine neue Theorie, nach der das Eisen, das in der Natur nie in Reinform, sondern immer gebunden mit anderen Mineralien vorkommt, in einem Wechsel von Meer und Land gewachsen sei. Vor vielen Millionen Jahren war das Gebiet bis zu den Alpen von einem riesigen Meer überflutet, wie unter anderem zahlreiche Fossilienfunde belegen. Doch der Küstenverlauf habe sich ständig je nach den teilweise gewaltigen Schwankungen des Meeresspiegels verändert, so dass die Region am Fuße des Grünten mal für etwa zehntausende Jahre Meeresgrund, mal aber auch (tropisches) Festland war.

    Entsprechend wurde Eisen mal als Lösung angespült, mal entstand es durch die Verwitterung des tropischen Bodens. Durch die spätere Gebirgsfaltung wurden dann die unterschiedlichen Bodenschichten im Grünten vertikal zusammengeschoben. John Singer schilderte schließlich recht anschaulich die Methoden, mit denen in grauer Vorzeit das Eisen aus dem Erz gewonnen wurde. Im Mittelalter wurden in einem so genannten einfachen Rennofen Eisenerze und Holzkohle erhitzt, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts baute man die moderneren Hochöfen, in denen auch höhere Temperaturen über 1500° Celsius erzeugt werden konnten. Der Vorteil: Mit den Hochöfen konnte kontinuierlich Eisen produziert werden. Der Nachteil: Durch die höheren Temperaturen schmolz das Eisen und nahm auch Stoffe wie Phosphor und Schwefel auf, die dem Eisen aber negative Eigenschaften verliehen. So war auch das Sonthofer Eisen nicht gerade von bester Qualität, wie es in zeitgenössischen Berichten heißt. In kalten Zustand war das Eisen aufgrund des hohen Phosphorgehaltes spröde und brüchig, im heißglühenden Zustand führte der Schwefelgehalt ebenfalls zu Instabilität. Zwar habe man versucht, das Eisen durch Zusätze von Erzen aus der Schwäbischen Alb aufzuwerten. Aber nach dem Bau von neuen Eisenbahnlinien in Richtung Illertal wurde besseres und billigeres Eisen aus Schlesien und dem Ruhrgebiet herbeigekarrt und damit das Ende der Verhüttung in Sonthofen eingeläutet.

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