Finanzkrise: Wie griechische Mitbürger im Oberallgäu zu den Vorgängen in ihrem Heimatland stehen

28. Juni 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
diasparra

Das tägliche Brot ist für viele zu teuer

Griechenland steckt tief in der Krise. Europa pumpt Milliarden Euro in das Land, das kurz vor dem Bankrott steht. Als "Gegenleistung" wird ein radikales Spar- und Privatisierungsprogramm verlangt. Dagegen protestieren die Griechen mit Demonstrationen und Streiks. Wie bewerten ihre griechischen Landsleute im Oberallgäu die Situation in der Heimat? Eine überraschende Antwort gibt Vassili Mantzolis (56), Taxi-Unternehmer aus Immenstadt: "Es ist das erste Mal, dass Griechenland und Deutschland das gleiche Ziel verfolgen, aber aus verschiedenen Gründen. Deutschland will den Euro retten, und Griechenland sich selbst."

Mantzolis stammt aus Katerini in Nordgriechenland und ist schon seit 1969 in Deutschland. Seine Eltern, Geschwister und viele Verwandte leben in Griechenland. Von ihnen erfährt er von der aktuellen Lage in der alten Heimat. Vieles sei teurer geworden, berichtet er. Das kann Evangelos Liolios, gebürtig aus Larissa in Thessalien, nur bestätigen. Der 43-jährige Gastronom aus Sonthofen, seit 21 Jahren in Deutschland, weiß ebenfalls von seiner Familie, dass die Lebenshaltungskosten um rund 20 Prozent gestiegen sind. Mit dem ersten Sparpaket der griechischen Regierung, berichtet er, wurden die Steuern erhöht, als Folge wurden Lebensmittel und auch Öl sowie Benzin teurer.

Giuseppe Diasparra aus Betzigau kann die Verteuerung präzisieren: Innerhalb eines Jahres sei die Mehrwertsteuer mehrfach erhöht worden. Gegenwärtig betrage sie 23 Prozent. Diasparra (40), Wirt des Restaurants >, kann sehr gut mitreden. Der gebürtige Kemptner verbrachte die vergangen zehn Jahre in Griechenland, der Heimat seiner Mutter. Alles sei teurer geworden, die Löhne, sagt er, würden dagegen gekürzt. Inzwischen mache der Begriff von der > die Runde. Junge Leute verdienten brutto häufig nicht mehr als rund 700 Euro. Zu wenig, um eine Familie zu gründen.

Und viele Menschen, so der Halbitaliener, hätten nicht mehr genug Geld, um sich ihr tägliches Brot zu kaufen. Den Sparkurs der Regierung Papandreou hält er für richtig. Aber: > Liolios, Pächter des > in Sonthofen, sieht es genau so. Die kürzlich erfolgte Regierungsumbildung hätte viel früher stattfinden müssen. Auch die Europäische Union hätte früher eingreifen sollen: > Für ihn, der sich nach eigenen Angaben >, steht fest: Das Volk glaube der Politik nichts mehr.

Vassili Mantzolis ist der gleichen Meinung: > Allerdings sei der neue Finanzminister >, weil er besser auf das Volk zugehen könne. Diasparra ist skeptisch: Der werde auch nichts schaffen - angesichts der Schulden, die das Land habe. Evangelos Liolios sieht das Problem in der Umsetzung der Gesetze. Denn die Beamten seien dafür zuständig, doch diese seien faul, schimpft er. Außerdem regierten die Beamten mit. >, ist auch Mantzolis pessimistisch. Er sieht die Proteste seiner Landsleute kritisch: >