Die Lampen im Flur der neuen Wohnung in /Weidach sind noch nicht angeschlossen. Schließlich sind Sonntags erst vor ein paar Tagen eingezogen. Doch Weihnachtspyramiden mit kleinen elektrischen Lichtern leuchten bereits im Eingangsbereich. Auch Klebebilder mit Engeln zieren die Scheiben im lichtdurchfluteten Wohn-Essbereich mit dem hellen Parkettboden. Daniela Altenried-Sonntag und ihr Ehemann Hermann strahlen: "Das erste Weihnachten mit den sieben Kindern im neuen Haus verbringen zu dürfen, das ist wie ein Sechser im Lotto samt Superzahl." Sonntags zahlen keine Miete. Die Immler-Großfamilienstiftung macht es möglich.
Bedingung ist unter anderem, dass die Familie mindestens vier eigene Kinder versorgt und in der abgetrennten 105-Quadratmeter großen Einliegerwohnung Oma und Opa wohnen oder zwei Senioren, die älter als 55 Jahre sind. Diese Bedingungen werden auch in den beiden Nachbarhäusern erfüllt. Am Dienstag lernten sich die Familien offiziell bei einer Weihnachtsfeier, die die Stifter Karl und Jakob Immler organisierten, kennen.
Die richtige Entscheidung
Karin Hirlinger (64) nimmt ihren kleinen Enkel Justin auf den Arm. Sie ist guten Mutes, dass es die richtige Entscheidung war, mit ins Haus zu ziehen. Die Wohnung sei geräumig und dass die sechs Enkel zu oft kommen könnten, davor sei ihr und ihrem Ehemann Ewald nicht bange. "Wenn es zu viel wird, dann nehme ich den Schlüssel, der sonst außen steckt, einfach nach innen.
" Der älteste ihrer Enkel (Florian, 21) übernachtet eh bei den Großeltern. Karin Hirlinger: "Wir brauchen ja keine zwei Schlafzimmer."

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In der 225 Quadratmeter großen Familienwohnung der Sonntags sind im ersten Stock vier Kinderzimmer, ein Spielzimmer und das Schlafzimmer der Eltern rechts und am Kopfende des langen Ganges angeordnet. Links ist Platz für zwei Bäder und eine Waschküche. Keller und Dachboden gibt es nicht, dafür aber einen angebauten Schopf. Bis jetzt wohnte die Familie in einem 120-Quadratmeter-Reihenhaus in Kempten. Das sei zu neunt doch sehr eng gewesen, sagt Daniela Altenried-Sonntag.
"Solche Vorwürfe kränken"
Neider? Ja die gebe es zuhauf, nickt die 40-Jährige mit dem modernen Kurzhaarschnitt. Die Adresse in der Nähe des Sportplatzes des TSV Kottern sei schon fast so was wie ein "Wallfahrtsort". Von "Schmarotzern" sei jüngst sogar die Rede gewesen. "Solche Vorwürfe kränken," sagt die leidenschaftliche Mutter, die Wert auf eine gute Erziehung ihrer Kinder legt. "Bei uns helfen alle zusammen," macht sie zudem deutlich, dass so etwas in einer Großfamilie normal sei.
Nur die Nebenkosten zahlen zu müssen, das sei finanziell eine große Erleichterung. Zwar habe ihr Mann Hermann eine feste Arbeit in einer Fabrik, aber einige Jahre mietfrei leben zu können, das sei ein beruhigendes Gefühl.
Und dass sie und ihre Lieben nun als Gegenleistung monatlich 20 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten, so, wie das die Stiftung vorschreibt, ist für sie kein Problem. "Was wir tun, sprechen wir auch mit dem Duracher Bürgermeister ab," nimmt sich die 40-Jährige vor, für die es auch vorher schon selbstverständlich war, sich im Kindergartenbeirat und in der Schule zu engagieren.
Am Heiligen Abend werden drei Generationen zusammen feiern, "so, wie es sich für eine Großfamilie gehört," sagt die vielfache Mutter.